(PENNY DEL, Augsburg) (Hermann Graßl) Im Curt-Frenzel-Stadion empfing Augsburg das Tabellenschlusslicht aus Nürnberg zum Derby. Die Franken wollten nach dem Comeback gegen Straubing nun eine kleine Serie starten, während die Panther ihre Playoff Position festigen wollten. Schließlich siegten die Nürnberg Ice Tigers knapp mit 4 zu 3 gegen die Augsburger Panther, die erst im letzten Drittel aufwachten und zu spät den nötigen Druck aufbauten.
(Fotoquelle Dunja Dietrich)
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Augsburg tankte mit dem Sieg in Ingolstadt weiter Selbstvertrauen. Gegen Nürnberg waren 3 Punkte eingeplant, die Fuggerstädter schielten sogar einen Rang höher, der nun ebenfalls in Reichweite lag. Sie vertrauten weiter auf ihre eingespielten Reihen, hatten aber mit dem verletzten Roy einen herben Ausfall zu beklagen. Tölzers Jubiläum mit nunmehr 750 Spielen war sicher zusätzliche Motivation: „Ich bin schon stolz und fühle mich geehrt, wenn ich so viele Spiele in der Liga machen darf.“
Nürnberg wollte nach der erfolgreichen Aufholjagd gegen die Tigers auch in Augsburg für Furore sorgen und dem Favoriten ein Bein stellen. Co-Trainer Kofler war froh, endlich wieder mal gewonnen zu haben: „Wir haben ein ordentliches Unterzahl, ein gutes Powerplay gezeigt und auch im 5 gegen 5 gut agiert. Die Moral ist intakt und heute wollen wir nachlegen und vor allem von der Strafbank wegbleiben.“ Auch Daniel Schmölz ist zuversichtlich und glaubt an eine weitere Steigerung ihrer Leistung. „Ich komme gerne an meine alte Wirkungsstätte zurück, hatte eine gute Zeit hier, nur die Fans vermisse ich sehr.“
Coach Fischöder musste vor dem Match noch spontan das Line Up ändern, da sich Bodnarchuk beim Aufwärmen verletzt hatte. Kechter war ebenfalls nicht mit von der Partie am heutigen Nachmittag. Bei Augsburg fehlte auf dem Spielbogen Kharboutli, der bisher eine überzeugende Performance bot.
Nach dem ersten Abtasten auf beiden Seiten lag dann der Puck kurz hinter Treutle frei vor der Linie, bevor Karrer diese brenzlige Situation meisterte; das hätte die Führung für den AEV sein können. Nürnberg setzte wieder auf Konter und Cornell feuerte einen ersten Distanzschuss auf Keller ab. Leichtsinnsfehler in der eigenen Defensivzone mussten die Gäste tunlichst vermeiden. Augsburg versuchte mit schnellem Pass Spiel die Nürnberger Deckung auszuhebeln; mit Julius Karrer hatte Nürnberg einen talentierten Nachwuchsverteidiger. Bires und Walther bekamen dann eine gute Gelegenheit in ihrem Vorwärtsdrang, kamen aber nicht an Keller vorbei. Nun versuchten sich die Panther im Powerplay und agierten sofort brandgefährlich, wobei sie auf ihren etatmäßigen One Timer Experten Sezemsky vertrauten.
Jetzt konnten die Franken zum ersten Mal in Überzahl spielen, eine Disziplin, in der sie laut Statistik viel Luft nach oben hatten. Sie ließen die Scheibe ganz gut laufen, ihnen fehlten aber die Distanzschützen an der blauen Linie, welche die Akzente setzen konnten. Auch deren numerische Überlegenheit war nicht von Erfolg gekrönt. Es folgte aber gleich danach die nächste Möglichkeit für die Gäste, welche sie in der 17. Spielminute tatsächlich mit einem Treffer vergoldeten; dies musste noch per Videobeweis untermauert werden, was dann bestätigt wurde. Gilbert war der Torschütze und markierte damit einen Jubiläumstreffer, denn es war das erste Powerplay Tor bei Auswärtsspielen.
Nur knapp 80 Sekunden später netzte Kislinger mit seinem ersten Saisontor zum 2 zu 0 für die Gäste ein. Augsburg ließ den Franken zu viel Platz zum Ausschwärmen. Nürnberg absolvierte bis dato ein solides Auswärtsspiel und führte nicht unverdient.
Auftakt nach Maß für Augsburg: Nach nur 11 Sekunden im Mittelabschnitt gelang Rogl früh der Anschlusstreffer. Der Puck rutschte Treutle dabei etwas unglücklich durch die Stockhand. Das war genau der Start, den sich die Hausherren gewünscht hatten. Nun musste Nürnberg dagegenhalten, was perfekt gelang, denn ihr Capitano Reimer verwertete in der 25. Spielminute einen Zuckerpass von Cornel unhaltbar hinter Keller zum alten Abstand. Dies war erst sein zweiter Treffer in dieser Spielzeit, zeigte aber auch, wie wichtig diese Gallionsfigur für die Franken heute war.
In eigener Überzahl mussten die Ice Tigers ständig auf der Hut sein, denn Augsburg konterte stets geschickt. Es ging nun munter hin und her mit der Strafzeitenverteilung, nun war der AEV wieder in Überzahl, musste jedoch auch einen 2 zu 1 Gegenstoß abwehren. Die Franken verteidigten ihren Slot hervorragend und setzen den einen oder anderen Nadelstich in Richtung Keller. Es war nun ein wildes Match mit vielen Scheibenverlusten hüben wie drüben. Somit kamen die zahlreichen Umschaltgelegenheiten auf beiden Seiten zustande.
Nun war wieder Nürnberg in numerischer Überlegenheit und traf in dieser Konstellation erneut, dieses Mal durch den ehemaligen Augsburger Schmölz in der 32. Minute zum 1 zu 4. Heute schien der Knoten beim Nürnberger Powerplay geplatzt zu sein. Nichtsdestotrotz mussten die Franken schon wieder in Unterzahl ran, was viel Kraft kostete aber dennoch zu einem gefährlichen Konter führte.
Die Augsburger Panther übten weiterhin viel Druck auf Treutles Kasten auf und belohnten sich in der 38. Spielminute mit ihrem zweiten Treffer am heutigen Nachmittag in Person von Abbott, der damit sein 6. Saisontor markierte. Nürnbergs aufopferungsvoller Kampf hielt nach zwei Dritteln den 2-Tore-Abstand, und die Gäste waren drauf und dran, ein weiteres Ausrufezeichen zu setzen.
Augsburg musste im Schlussabschnitt erstmal versuchen, seine heutige Bully Statistik zu verbessern, um das Spiel mehr zu bestimmen zu können. Die Hausherren übten sofort mächtig Druck aus und versuchten wie im Mitteldrittel schnell erfolgreich abzuschließen. Sie erarbeiteten sich etliche Chancen, die noch vereitelt wurden, aber dann marschierte Trevelyan allein auf Treutle zu und erzielte in der 43. Spielminute den Anschlusstreffer. AEV Goalie Keller assistierte dabei erfolgreich. Zuvor hätte der junge Elias auf Nürnberger Seite beinahe mit einem Rap around Move den 5. Treffer markiert. So schnell ändert sich beim Eishockey das Geschehen.
Wie würden nun die Ice Tigers reagieren, deren komfortabler Vorsprung dahinschmolz? Es wurde nun turbulent im Nürnberger Slot und Treutle musste ein ums andere Mal in höchster Not retten. Es mangelte nun an der Zuordnung im eigenen Drittel bei den Franken. Dann packte Treutle einen Monster Save aus, um seine Farben weiter in Front zu halten. Danach scheiterte LeBlanc am gut aufgelegten Nürnberger Schlussmann. Auf der Gegenseite hatte Luke Adam kein Glück mit seinem Direktschuss.
Die Gäste mussten nun wieder Ruhe in ihre Aktionen reinbringen, um sich nicht zu sehr einschnüren zu lassen von den wütenden Angriffen der Panther, welche die Franken des Öfteren zu Icings zwangen und damit deren Kraftreserven beeinträchtigten. Die Ice Tigers konzentrierten sich in der Schlussphase aufs Verteidigen und vereinzelten Gegenstößen, sofern sie dafür den nötigen Platz bekamen. Seit dem Anschlusstreffer nahmen die Chancen auf Seiten des AEV stetig zu und Nürnberg konnte nur noch für kurze Entlastung sorgen. Die Fuggerstädter feuerten aus allen Richtungen, es war nur noch ein Spiel auf ein Tor, das von Treutle.
Die Hausherren forcierten das Tempo und das Bollwerk Nürnberg wankte gehörig, was sich auch am einseitigen Schussverhältnis zeigte. Die Franken pumpten nun extrem, konnten minutenlang nicht wechseln und mussten ihrem Abnutzungskampf kräftemäßig sicher Tribut zollen. Gute 2 Minuten vor Ende der Partie ging Keller vom Eis, Coach Tuomie hatte keine Wahl mehr und musste volles Risiko gehen. Der Hexer Treutle entschärfte bravourös eine riesige Chance von Sezemsky. Im Gegenzug wurde das leere Tor verfehlt.
Nürnberg warf alles hinein und rettete den knappen Vorsprung letztlich über die Zeit. Somit feierten die Gäste ein 6-Punkte Wochenende und setzten ihren Aufwärtstrend fort. Augsburg spielt am 26. 2. das Derby gegen Straubing, während Nürnberg am 24. Februar die Adler aus Mannheim empfängt.
Stimmen zum Spiel:
Augsburg - Rogl:
„Wir hatten uns das heute anders vorgenommen. Wir haben das erste Drittel verschlafen, erst im letzten haben wir so richtig Druck aufgebaut, das müssen wir uns zum Vorwurf machen. Es tut immer gut, selbst zu treffen.“
Nürnberg – Treutle:
„Es hat gut getan heute, es war wichtig, gesiegt zu haben. In so einer Phase ist es schwer für den Kopf, aber wir haben die Kleinigkeiten wieder richtig gemacht. Für den Goalie sind es die besten Momente, wenn man so viele Saves machen kann und wenn man so unter Strom steht. Es hat Spass gemacht, vor allem, wenn ich meinen Beitrag leisten kann. Das Selbstvertrauen ist wieder da, wir dürfen uns aber nicht ausruhen.“
Spiel vom 21.02.2021
Augsburg – Nürnberg 3:4 (0:2|2:2|1:0)
Tore:
0:1 |17| Gilbert (Adam, Schmölz) PP1
0:2 |19| Kislinger (McLellan, Kurth)
1:2 |21| Rogl (Lamb, Abbott)
1:3 |25| Reimer (Cornel, Kulda)
1:4 |31| Schmölz (Adam, Gilbert) PP1
2:4 |38| Abbott (LeBlanc, Valentine)
3:4 |43| Trevelyan (Kristo, Keller)
1. Drittel Statistik: 11:15 Schüsse, 5:15 gewonnene Bullys, Strafminuten: 4:2
2. Drittel Statistik: 12:11 Schüsse, 8:6 gewonnene Bullys, Strafminuten: 4:4
3. Drittel Statistik: 27:5 Schüsse, 15:7 gewonnene Bullys, Strafminuten: 4:0
Zuschauer: Keine
Schiedsrichter: Hoppe / Kopitz
Aufstellung:
Augsburg: Keller, Rogl, Lamb, Hafenrichter, LeBlanc, Abbott, Valentine, Bergman, Sternheimer, Clarke, Payerl, Haase, Tölzer Trevelyan, Stieler, Kristo, Sezemsky, Max Eisenmenger, Lambacher, Miller.
Nürnberg: Treutle, Gilbert, Weber, Schmölz, Adam, Brown, Karrer, Pollock, Cornel, Reimer, Mebus, Kulda, Elias, McLellan, Kislinger, Trinkberger, Bires, Kurth, Walther.
Deutsche Eishockey Liga (DEL)
Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) ist die höchste deutsche Eishockey-Spielklasse und wurde im Jahr 1994 gegründet. Am Spielbetrieb nehmen 14 Proficlubs (Kapitalgesellschaften) teil und der aktuelle DEL-Rekordmeister sind die Eisbären Berlin mit 7 Meisterschaften.
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