(Udo Kießling) Die Titelsammlung seiner Karriere sorgt auch heute noch für ehrfürchtiges Staunen: Udo Kießling war insgesamt gemeinsam mit dem Kölner EC sechsmal Deutscher Meister, dreimal schaffte er es zum Spieler des Jahres und daneben regnete es zahlreiche weitere namhafte Trophäen. Für alle Eishockeyfans, die in den 70er und 80er Jahren bereits mit dabei waren, stellt er viel mehr als nur eine Legende dar, sondern Kießling wurde eher zu einem spannenden Teil ihres Lebens. Wir lassen die wichtigsten Meilensteine Revue passieren.
(Foto imago)
Udo Kießling feierte in diesem Jahr seinen 64. Geburtstag, er stammt aus dem sächsischen Städtchen Crimmitschau. Insgesamt trat er 320 Mal als deutscher Nationalspieler auf und hält damit immer noch einen ungeschlagenen Rekord. Das heißt aber nicht, dass er sich spielerisch allein auf sein Heimatland beschränkte, denn sein Talent sprach sich damals sehr schnell bis nach Amerika herum. In der Saison 81/82 war es dann soweit, er durfte bei einem echten NHL-Spiel der Mannschaft Minnesota Stars mitmischen und wurde so zum ersten deutschen Player, der die berühmte Profi-Liga erreichte.
Das sorgte damals für jede Menge Furore und öffnete die Tore für viele weitere Nachwuchstalente, die nach ihm aus unserem Land über den großen Teich strömten. Heutzutage arbeitet Udo Kießling bei einem großen Bauträger in Köln. Damit hat er augenscheinlich mit Sport als Profession gebrochen, ganz im Gegensatz zu anderen ehemaligen Eishockey-Spielern wie Greg Müller oder dem Kanadier Gilbert Perreault. Doch im Leben gibt es oftmals mehr als nur eine Phase, und wahrscheinlich gleitet der große Udo weiterhin im Privatleben gekonnt über das Eis.
Doch zurück in die Vergangenheit: 1957 gelangte der zukünftige Eishockeystar von der DDR nach West-Berlin, danach ging es nach Krefeld. Bei Preussen Krefeld begann dann auch seine Karriere und das bereits im Jahr 1958. Selbst als sein Wohnsitz sich noch einmal änderte, zog es Udo an den Wochenenden immer wieder zurück nach Krefeld, weil er dort seine sportlichen Einsätze hatte. Der Umzug nach Garmisch-Partenkirchen brachte dann doch einen Wechsel zum SC Riessersee mit sich – und mündete in ein erfolgreiches Bundesligadebüt.
1973 war es Zeit für die erste WM-Teilnahme
Damals stand als weiterer Verteidiger noch Ignaz Berndaner an Udo Kießlings Seite, beide Jungspieler wurden flugs für die Nationalmannschaft nominiert. Die Eishockey-Weltmeisterschaft 1973 stand schließlich vor der Tür und dort konnte man auf die fähigen Neulinge nicht verzichten. Leider ging die WM nicht gerade gut für Deutschland aus, die Mannschaft stieg ab und die UDSSR durfte sich den goldenen Pokal zur Gemüte führen. Doch damit war für Kießling noch längst nicht alles beendet, sondern ganz im Gegenteil: Es ging jetzt erst richtig los.
Nach der Weltmeisterschaft engagierte ihn der Augsburger EV, wo das frische Talent sogleich ins All-Star-Team gewählt wurde, weil Kießling längst zu den besten Verteidigern seiner Zunft gehörte. Das Team stieg trotzdem ab, der Wechsel zum EV Rosenheim stand 1974 ins Haus. Diesem Verein gelang unter seiner Mitwirkung schließlich doch der Aufstieg von der zweiten in die erste Bundesliga. Doch der Kölner EC wurde Kießlings eigentlicher Heimatverein, mit ihm holte sich der Star 1977, 1979, 1984, 1986, 1987 und 1988 den Deutschen Meistertitel. Der Ausflug in die NHL 1981 blieb ein Unikum, danach verharrte Kießling aus eigener Entscheidung dauerhaft diesseits des Atlantiks in "seiner" Bundesliga.
Hier erntete er auch mehr als genug Lorbeeren, denn er wurde 1977, 1984 und 1986 zum Eishockeyspieler des Jahres gekürt. Ins Bundesliga All-Star-Team jedoch schaffte er es von 1977 bis 1991 ganze fünfzehnmal hintereinander, ein Zeichen dafür, wie langanhaltend und intensiv seine Karriere war. Die Leonhard Waitl-Trophy ging viermal an ihn und sein Team, zuletzt im Jahr 1985. Und schon früh, nämlich 1976, durfte Kießling sich die Bronzemedaille der Olympischen Winterspiele ans Revers heften. Der krönende Abschluss folgte aber 1987, als der nun schon etwas ältere deutsche Sportler ins WM-All-Star-Team katapultiert wurde: Er hatte tatsächlich Weltbedeutung erreicht.
Die Bilanz seiner Karriere sieht höchst erstaunlich aus: In der 1. Bundesliga kommt Udo Kießling auf 1020 Spiele, er erzielte in diesem Rahmen 881 Scorer-Punkte. Die 320 Länderspiele haben wir bereits erwähnt und bis 2003 durfte er sich mit Fug und Recht Weltrekordspieler nennen. Und das bei einer enorm starken Konkurrenz aus den USA und Kanada, die auch in jenen Zeiten garantiert nicht geschlafen hat! Fünfmal durfte Kießling sich auf Olympia freuen und einmal zelebrierte er die Teilnahme am berühmten Canada Cup.
"Er ist kein Mensch, er ist ein Tier"
"Er ist kein Mensch, er ist ein Tier, er spielt bei Köln mit der Nummer vier", hallte es damals nicht nur in den Eishockey-Arenen Deutschlands, sondern auch in vielen anderen Ländern, wo Udo zum Zuge kam. Das besagte Trikot mit der Nummer 4 wurde seit seinem unfreiwilligen Ausscheiden im Jahr 1996 nie wieder von der Kölner Mannschaft vergeben. Es hängt immer noch in luftiger Höhe unter dem Hallendach, wie eine Art ewige Trophäe. Sein Wohnsitz liegt noch immer in Köln, dort genießt er, wie wir hören, längst nicht seine Rente, sondern steckt seine schier unendliche Energie in andere Projekte.
Längst hat Udo Kießlings Name Einzug gehalten in der Hall of Fame Deutschland, ebenso wie in der IIHF Hall of Fame. Seinen Fans wird er ganz sicher für alle Zeiten im Gedächtnis bleiben.
Udo Kießling #4
Verteidiger
geb. 21.05.1955 in Crimmitschau
320 Länderspiele
REKORDNATIONALSPIELER der Welt (bis 2003)
(Raimo Helminen 330 Länderspiele für Finnland)
1020 Bundesligaspiele
881 Scorerpunkte
6x Deutscher Meister (Kölner EC)
Bronze Medaillen Gewinner 1976 in Innsbruck
WM ALL-STAR Team 1987
5x Olympische Spiele
13x Weltmeisterschaften
1x Canada Cup
3x Spieler des Jahres