(PENNY DEL, München) (Hermann Graßl) Zuhause in der Olympia Eishalle empfing München die Adler Mannheim zum Gipfeltreffen in der Gruppe Süd. Die Red Bulls hatten sicher noch etwas an der ungeplanten Overtime Niederlage in Augsburg zu knabbern, während Mannheim im Baden-Württemberg Derby klar die Oberhand behielt und Endras einen Shutout schenkte. Schließlich siegten die Adler aus Mannheim auch im achten Aufeinandertreffen hintereinander in München, dieses Mal mit 5 zu 4. Die hochklassige Begegnung wurde in den letzten 5 Minuten noch dramatisch, bescherte aber den Red Bulls nicht mehr den Ausgleich.
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München wollte nach der Derbypleite gegen Augsburg heute für die letzte Heimniederlage gegen die Adler Revanche nehmen. Das DEL Debut des nachverpflichteten Stürmers Andrew Ebbett musste noch vertagt werden. Die Verletzung von Roy und der Abgang von Kossila hinterließen ihre Spuren in der Mannschaft. Die Red Bulls vertrauten auch heute auf ihren „Mr. Assist“ Chris Bourque und dessen kreative Einfälle. Mannheim war nach zuletzt zwei Siegen wieder in der Erfolgsspur und beabsichtigte auch das zweite Auswärtsmatch beim Vizemeister für sich zu entscheiden, nachdem man bereits das Heimspiel siegreich gestaltete. Die Adler setzten auch heute wieder auf ihr starkes Unterzahlspiel in der Fremde, welches in der Liga spitze ist und auf den zweiten Einsatz ihres Neuen Taylor Leier.
Die bis dato 7 Niederlagen in Folge gegen Mannheim waren für Don Jackson Motivation genug, heute Abend ein Zeichen zu setzen mit seinen bewährten Sturmformationen. Die ersten beiden Minuten waren die Hausherren spielbestimmend und luchsten den Mannheimer Verteidigern des Öfteren die Scheibe ab, um für Gefahr vor Endras zu sorgen.
Nach nur 3 Spielminuten belohnten sich die Red Bulls durch Daubner mit der frühen Führung. Ihre 4. Formation zeigte sich bereits früh im Match prächtig aufgelegt. Es dauerte aber nicht lange, bis die Adler in eigener Überzahl in der 6. Minute später durch Eisenschmid für den Ausgleich sorgte. Es war bereits sein 8. Saisontor und Loibl gab seinen 11. Assist.
In der 7. Spielminute erhöhten die Gäste in Person von Krämmer sogar auf 2 zu 1 bei ihrem zweiten Powerplay; bisher funktionierte ihr Überzahlspiel extrem gut. Nur knapp eine Zeigerumdrehung danach netzte Leier schlau zum 3 zu 1 hinter Reich ein. Es war sein erster Treffer in den Mannheimer Farben.
Binnen 5 Minuten drehten die Adler gegen den Vizemeister die Partie zu ihren Gunsten. Es war schon beeindruckend zu beobachten, mit welchem Selbstverständnis Mannheim hier bisher auftrat.
München hatte nach einem Foul von Plachta nun die Gelegenheit, ins Spiel zurückzufinden, fand aber in Endras und der stabil positionierten Defensive der Gäste seinen Meister. Mit Mann und Maus verteidigten die Adler und überstanden die Unterzahl schadlos. Ihr zweites Powerplay ließ nicht lange auf sich warten, doch hier hätten die Adler bei einem Konter fast den nächsten Nadelstich gesetzt, doch Hager rettete bravourös im letzten Moment, bevor Loibl abschließen konnte.
Mannheim musste nun aufpassen, denn die Adler kassierten nun schon die dritte Strafe in Folge, als Akdag sich wegen Beinstellen in der Kühlbox abkühlen durfte. Wie lange konnte dies noch gutgehen gegen stets brandgefährliche Münchener? Die Red Bulls übten gehörig Druck auf Endras aus, doch in manchen Situationen hüpfte die Scheibe entweder unorthodox oder die Pass Rochaden waren nicht immer 100 % perfekt gespielt.
In diesem Match durfte man nicht den kleinsten Fehler begehen. 10 Sekunden vor Drittelende klärten die Adler in allerhöchster Not und nahmen dafür gerne ein weiteres Foul in Kauf.
In einer hochklassigen und unterhaltsamen Begegnung mussten die Red Bulls trotz gutem Beginn einem 2-Tore Rückstand hinterherlaufen.
Pavel Gross sprach sicher die Disziplinlosigkeit seiner Mannen beim Pausentee an, denn 4 Fouls hintereinander zu sehen war sicher nicht seine Erwartungshaltung. Für das effektive Powerplay fand er sicherlich lobende Worte.
Im zweiten Drittel konnte München in Überzahl starten, denn Schira musste noch fast die vollen 2 Minuten absitzen. Das war nun fast schon Pflicht für die Hausherren, hier den Anschluss herzustellen. Ihre Formation stand schnell, doch der gute Schläger von Reul machte den möglichen Einschlag zunichte. Auch Gogullas geschickt hineingehaltener Schläger nach feinem Aufbaupass konnte Endras nicht bezwingen. Die Adler hielten sich wieder schadlos, was die Red Bulls schon ein wenig verzweifeln ließ. Sie betrieben viel Aufwand, nur der Ertrag stimmte noch nicht.
Die Partie war weiterhin rasant und auf höchstem Niveau. Die Adler agierten gekonnt souverän und legten durch Smith in der 25. Spielminute zum vierten Treffer nach, der erst nach Videostudium bestätigt wurde, da die Referees prüfen wollten, ob hier die Hand eventuell im Spiel war. Dies wurde verneint und das schon 8. Tor von Ben Smith zählte vorbehaltlos.
War dies schon die Vorentscheidung? Wer das Team von Don Jackson kannte, der wusste, München würde nicht aufgeben. Genauso präsentierten sich die Red Bulls auch nach dem Treffer, weiter aggressiv und im Vorwärtsdrang. Endras musste sich nicht über fehlende Beschäftigung beschweren, sondern musste stets hellwach sein. Pavel Gross hatte seine Mannschaft ausgezeichnet eingestellt für dieses Spitzenspiel, seine Protagonisten waren nah am Gegenspieler dran und machten die Räume extrem eng.
Das 5. Powerplay für München stand an, als Loibl in die Kühlbox geschickt wurde: auch dieses Unterzahlspiel blieb ohne Folgen für die Gäste. Eine sehenswerte Leistung gegen so einen bärenstarken Gegner. Kaum komplett waren die Adler schon wieder im Vorwärtsgang.
Endras packte dann einen Monster Weltklasse Save raus und bewahrte sein Team vor dem zweiten Gegentreffer. Er war definitiv heißgeschossen und freute sich verständlicherweise nach dieser wahrlich spektakulären Aktion. Auf der einen Seite scheiterten die Münchener und fast im Gegenzug münzte Larkin in der 35. Spielminute einen Alleingang in den fünften Treffer für Mannheim um. Nun wurde es deutlich in diesem Gipfeltreffen der DEL-Giganten. Die Scheibenführung und die Geschwindigkeit auf Seiten der Gäste waren schon frappierend zu beobachten. Gross hatte seine Mannschaft ideal auf die Begegnung eingestellt.
Es waren heute die Kleinigkeiten, die den Ausschlag bisher für Mannheim gaben. Endras erwies sich als Turm in der Schlacht und gab keine Rebounds her. Die Adler waren auf dem besten Weg zum achten Erfolg nacheinander in der Olympia Eishalle.
Wie lautete Münchens Rezept im Schlussabschnitt? Welchen Match Plan hatte Don Jackson im Köcher, um hier noch das Ruder zu seinen Gunsten herum zu reißen? Im schnellsten Mannschaftssport der Welt ist dennoch nichts unmöglich und München hat solche Situationen schon mal erlebt und kann mit klaren Rückständen durchaus umgehen.
Zuerst musste Schütz in letzter Sekunde gegen den fulminanten Antritt von Eisenschmid retten und so konnte Mannheim zum dritten Mal in numerischer Überlegenheit aufspielen. Bisher hatte dies bereits zweimal optimal geklappt am heutigen Abend. Diesmal überstand München diese prekäre Konstellation ohne Treffer, nur ein Pfostenschuss sprang für die Adler heraus.
Kurze Zeit später durften die Adler schon wieder im Powerplay ran. Zunächst fuhr München einen Konter und dann tankte sich der forsche Elias geschickt durch, scheiterte aber am Ende. Mannheim igelte sich fast die komplette Strafzeit im Drittel der Red Bulls richtig ein, deren Beine langsam schwer wurden. Aus diesem erneut erfolgreichen Penalty Killing konnte München Kraft tanken für die verbleibenden 12 Spielminuten. Die Adler verzeichneten lediglich einen weiteren Aluminiumtreffer.
Der junge Elias lief den Münchenern schon wieder davon, als er ein perfektes Zuspiel von Loibl erhielt aber an Reich scheiterte. Die Hausherren steckten nicht auf doch sie bissen sich an der exzellenten Defensive der Adler und am herausragenden Stellungsspiel von Endras die Zähne aus. Sechs Minuten vor der Schluss Sirene markierte Voakes das zweite Tor für München. Gab es noch für die Red Bulls einen dramatischen Endspurt?
Ihr 4. Powerplay nutzen die Hausherren tatsächlich für einen weiteren schnellen Anschlusstreffer durch Mauer in der 56. Minute. Coach Jackson zog mehr als 2 Minuten vor Spielende den Joker des 6. Feldspielers, um hier alles zu riskieren. Sein früher Mut wurde tatsächlich mit dem 4. Tor für seine Mannen durch Boyle belohnt; was war denn hier plötzlich los? München setzte alles auf die Karte, konnte aber letztlich nichts mehr entgegensetzen trotz einer famosen Aufholjagd gegen sehr starke Mannheimer.
München tritt am 15.2. erneut bei den Augsburger Panthern an, während Mannheim am gleichen Tag Verfolger Ingolstadt in der heimischen SAP-Arena empfängt.
Stimmen zum Spiel:
München - Hager:
„Wir haben über 60 Minuten viel Druck ausgeübt, wir müssen uns nur den Vorwurf machen, dass wir die vielen Chancen nicht genutzt haben. Wir haben zu viel investiert und wurden nicht belohnt am Ende. Für die 8. Niederlage in Folge habe ich keine Erklärung. Es ist nur ein Spiel, wir müssen unseren Prozess weitergehen und die verletzten Jungs zurückholen.“
Mannheim – Krämmer:
„Wir sind gut aus der Kabine gekommen, auch wenn wir in Rückstand gerieten. Am Ende haben wir aufgehört zu spielen, eine unnötige Strafzeit genommen und die Scheibe nicht rausgebracht, das müssen wir abstellen. Wir fokussieren uns immer nur auf uns, heute haben wir zwei hochklassige Teams und ein sehr gutes Match gesehen.“
Spiel vom 12.02.2021
München – Mannheim 4:5 (1:3|0:2|3:0)
Tore:
1:0 |03| Daubner (Lindner)
1:1 |06| Eisenschmid (Katic, Loibl) PP1
1:2 |07| Krämmer (Smith, Lehtivuori) PP1
1:3 |08| Leier (Reul, Bast)
1:4 |25| Smith (Akdag, Reul)
1:5 |35| Larkin (Smith, Wolf)
2:5 |54| Voakes (Bourque)
3:5 |56| Mauer (Hager, Prow) PP1
4:5 |59| Boyle (Bourque)
1. Drittel Statistik: 12:10 Schüsse, 12:14 gewonnene Bullys, Strafminuten: 4:8
2. Drittel Statistik: 19:16 Schüsse, 11:11 gewonnene Bullys, Strafminuten: 0:2
3. Drittel Statistik: 16:6 Schüsse, 13:3 gewonnene Bullys, Strafminuten: 4:2
Zuschauer: Keine
Schiedsrichter: Rantala / Schrader
Aufstellung:
München: Reich, Seidenberg, Prow, Bourque, Voakes, Parkes, Aulie, Redmond, Ehliz, Hager, Peterka, MacWilliam, Boyle, Gogulla, Schütz, Mauer, Lobach, Lindner, Daubner, Mayenschein.
Mannheim: Endras, Larkin, Katic, Plachta, Smith, Wolf, Reul, Akdag, Elias, Loibl, Eisenschmid, Schira, Lehtivuori, Krämmer, Bast, Leier, Krupp, Brune, Klos, Wirth.
Deutsche Eishockey Liga (DEL)
Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) ist die höchste deutsche Eishockey-Spielklasse und wurde im Jahr 1994 gegründet. Am Spielbetrieb nehmen 14 Proficlubs (Kapitalgesellschaften) teil und der aktuelle DEL-Rekordmeister sind die Eisbären Berlin mit 7 Meisterschaften.
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