
SC Riessersee
Geschichte:
Am 12.Oktober 1920 wurde der SC Riessersee im Hotel Riessersee in Garmisch gegründet. Hotelier Leonhard Buchwieser und Hansheinrich Kirchgeßner und Wilhelm vom Hittern-Flinsch waren die ersten Pioniere. 1921 übernahm der SC Riessersee die Sportanlagen um den Riessersee. Erst am 10.Februar 1922 erfolgte für den SC Riessersee die Aufnahme in das amtliche Vereinsregister. 1923 wurde die Eishockeyabteilung des SC Riessersee selbstständig. Wenige Jahre später wurde von Franz Kreisel und Karl Neustifter auch die Eishockeyabteilung aus der Taufe gerufen, als sich die gesamte Eishockeymannschaft des Münchner EV 1883 entschloss geschlossen dem SC Riessersee beizutreten, die sich alsbald als Senkrechtstarter erweisen sollte.
1924 trat auch das gesamte Team des deutschen Eishockeymeisters von 1922, der MTV München, dem SC Riessersee bei. 1927holte man durch ein 2:1 gegen den SC Charlottenburg-Berlin in Füssen überraschend den ersten Titel unter die Zugspitze. Mit nur acht Spielern und ohne Trainer erreichten die Bayern den Titel des Deutschen-Eishockeymeisters. Eine zweite Generation von Eishockeyspielern eroberte 1935, 1938 und 1941 die Meisterschaften zwei bis vier. Nach dem Zweiten Weltkrieg gewann der SC Riessersee das letzte „echte“ Finale anno 1947 daheim in Garmisch mit 10:1 gegen Berlin und ein Jahr später ließen die Mannen um Fritz Poitsch, Anton Biersack oder Karl Wild der Konkurrenz auch in der neu gegründeten Oberliga keine Chance. Mit dabei damals der legendäre Gustav Jaenecke, Trainer war wie beim Titelgewinn 1950 der Nordamerikaner Lorne Trottier. Selbstverständlich gehörte Riessersee acht Jahre später zu den Gründungsmitgliedern der 1.Eishockeybundesliga, in der Horst Schuldes mit 25 Treffern auch den ersten Torschützenkönig stellte. Mit Ronny Barr kehrte der Erfolg zurück, er gab an der Bande die entscheidenden Kommandos, als sich im Frühjahr 1960 mehr als 12.000 Zuschauer in die Olympiahalle quetschten, um das titelbringende 6:4 gegen den haushohen Favoriten EV Füssen zu bejubeln. Michael Hobelsberger, Hans Huber, Sylvester Wackerle, Günter Sailer, Horst Schuldes, Lorenz Fries, Rudi Pittrich, und Albert Loibl waren die Garanten des Erfolges.
Bis zum Anfang der 70iger Jahre musste sich der SC Riessersee in der Meisterfrage dann mit einer Statistenrolle begnügend, die Spielzeit 1967/68 verbrachte man gar in der Zweitklassigkeit. Den Aufschwung leiteten die Spieler wie der tschechische Superstar Josef Golonka, Ignaz Berndaner, Hans Zach, Hans Huber, Martin Hinterstocker, Udo Kießling oder die Sturmbrüder Franz und Anton Hofherr ein. Eine gesunde Mischung aus jung und alt nennt man so etwas. 1976 kehrte der temperamentvolle Jozef Golonka dann als Trainer nach Garmisch zurück und langsam begann nun die große Ära der tschechischen Lehrmeister an der Bande. Nach zwei durchwachsenen Spielzeiten gelang 1978 der sensationelle Triumph in dem legendären „Kopf-an-Kopf-Rennen mit Krefeld, Berlin und Köln. Mit einer jungen Mannschaft gelang es Dr. Jano Starsi drei Jahre später, dieses Kunststück zu wiederholen und den insgesamt zehnten Titel einzufahren. In den erstmals ausgetragenen Meisterschafts-Playoffs setzte sich der SC Riessersee mit 2:1-Siegen gegen die Düsseldorfer EG durch. Bei beiden Meisterschaften dabei: Max Fink, Peter Gailer sen., Ignaz Berndaner, Hans Konstanzer, Joachim Reil, Franz Reindl, Robert Heinrich, Hans Diepold und Hubert Müller. Nicht zu vergessen natürlich die Legionäre wie die kanadische Tormaschine Murray Haetley (78 Tore) oder Vladimir Dzurilla, der Hexer aus Bratislava (81 Tore). Klangvolle Namen, bei denen auch noch heute ganz Garmisch ein wohliger Schauer den Rücken hinuntersegelt. Danach ging es langsam, aber sicher, abwärts. Mitte der 80iger Jahre konnte sich der SC Riessersee nur noch über die Abstiegsrunde in der 1.Eishockeybundesliga halten.
Von Jahr zu Jahr musste kräftiger gezittert werden. Als es in der Relegation 1986/87 sogar gegen Zweitligisten happige Niederlagen setzte, war es dann so weit und die Altmeister waren wieder in der 2.Eishockeybundesliga vereint. Der Abstieg, den auch der neue Trainer Vladimir Dzurilla nicht hatte verhindern können, kam freilich nicht gerade überraschend. Sinkender Zuschauerschnitt, steigender Schuldenstand. Das konnte auf Dauer nicht gut gehen. Im April 1987 demolierte ein schwerer Orkan auch noch das Dach des Olympiaeisstadions, irgendwie symptomatisch. Nach dem Abstieg zog sich der alte Vorstand zurück. Neuer Chef wurde der Schweizer Urs Zondler, der den SC Riessersee mit Hilfe eines Dreijahresplanes zurück in die 1.Eishockeybundesliga führen wollte. Gerhard Kießling wurde Manager und die Zuschauer sollten mit einem bunten Showprogramm a la Las Vegas ins Olympiaeisstadion gelockt werden. Da funktionierte zwar anfangs, doch der Schuldenstand erreichte mit 1,5 Millionen DM eine neue Rekordhöhe, dazu kam noch eine sechsstellige Nachforderung des Finanzamtes und so fand man sich am 05. Mai 1988 schließlich vor dem Konkursrichter wieder.
Urs Zondler wollte nun mit einem Nachfolgeverein Namen EC Riessersee Garmisch-Partenkirchen einen totalen Neuanfang starten, der ruhmreiche Traditionsklub stand vor dem endgültigen Aus. Doch die Mitglieder wehrten sich vehement gegen diesen Plan und so war die Ära Go-go-Girls in Riessersee relativ schnell wieder beendet. Neben Urs Zondler verließ der halbe Vorstand und auch ein Großteil der Spieler den SC Riessersee, da nun, vor allem was die Gehälter anging, Sparen angesagt war. Die Lücken wurden mit jungen Eigengewächsen aufgefüllt, dazu kehrte Libor Halicek aus Zürich zurück. Kurz vor Weihnachten 1988 stellte der tschechische Nationalspieler, den sie in der Heimat auch den „Mann mit dem goldenen Arm“ riefen, beim 12:1-Sieg gegen den ERC Sonthofen einen Rekord auf und markierte mit 2 Toren und 10 Assists. Zu dieser Zeit war schon abzusehen, dass Trainer und Manager Franz Reindl, der 21 Jahre das SCR-Trikot getragen hatte und nun zurückgekehrt war, im Begriff war, phantastische Arbeit zu leisten. In den nächsten Jahren hielt sich der SC Riessersee in der 2.Eishockeybundesliga und erwirtschaftete sogar leichte Gewinne, so dass nach Abschluss des Konkursverfahrens das lästige „i.K.“ endlich verschwunden war.
Leider auch Franz Reindl, den „Retter des SC Riessersee“ zog es zum Deutschen-Eishockeybund. Neuer Trainer wurde 1992 der ehemalige DDR-Nationaltrainer Joachim Ziesche, nach den Kanadiern Rick Boehm, Ron Chyzowski etc. Setzte man nun auf russische Spielkunst und verpflichtete Vladimir Fedossov und Michail Varnakov, ansonsten blieb der Verein seiner bodenständigen Linie mit dem Einbau junger Nachwuchstalente treu. Ebenso treu erwies man sich dann leider auch den Altmeisterkollegen, die 1992 in die Drittklassigkeit abstürzten. Nach den Schlappen gegen den EHC Memmingen und dem EV Landsberg in den Abstiegs-Play-Downs waren der EV Füssen, der EC Bad Tölz und eben der SC Riessersee im Frühjahr 1993 wieder in der Oberliga vereint. Zur Spielzeit 1995/96 war dann der SC Riessersee mit der Aufnahme in die Deutsche-Eishockey-Liga DEL wieder erstklassig. Nach Platz 14 nach der Vorrunde hatte der SC Riessersee im Achtelfinale gegen die Düsseldorfer EG keinerlei Chance. Danach zog sich der SC Riessersee aus finanziellen Gründen wieder aus der Deutschen-Eishockey-Liga DEL in die 2.Eishockeybundesliga zurück.
Im Jahr 1996 wurde dann die SC Riessersee Vermarktungs- GmbH gegründet, die den Spielbetrieb der ersten Mannschaft regeln sollte. Man baute, nachdem viele Spieler den Verein verlassen hatten, wieder vermehrt auf den Nachwuchs. Ende der Spielzeit 2001/02 kann dann die bisher bitterste Stunde des SC Riessersee. Es war „fünf vor zwölf“ und es drohte der endgültige finanzielle Kollaps. Glücklicherweise fanden sich noch Privatsponsoren, die den Spielbetrieb erstmal für die Spielzeit 2002/03 sichern konnten. Trotz der finanziellen Absicherung verließen fast alle Spieler den SC Riessersee, so dass man mit einem „No-Name-Team“ in die Spielzeit 2002/03 starten musste. Die Spielzeit verlief wider erwartent jedoch sehr erfolgreich.
So erreichte man das Play-Off-Finale der 2.Eishockeybundesliga. verlor jedoch gegen den EHC Freiburg in der Serie „Best of Five“ klar mit 3:0-Spielen. Mittlerweile spielt der SC Riessersee wieder in der Oberliga und baut weiterhin auf die Jugendarbeit. Das längerfristige Ziel lautete, dass man recht schnell, aber auf vernünftiger Ebene, wieder in die höchste deutsche Spielklasse aufsteigen möchte. In der Sommerpause 2006/07 wurde dank des neuen Gesellschafters Günther Hertel der Sinupret Ice Tigers Nürnberg, der zu 100 % auch die Hauptanteile des SC Riessersee übernahm, im Übrigen auch im gleichen Zug den SC Riessersee kaufte und somit vor der erneuten Pleite rettete, ein Kooperationsvertrag mit den Nürnbergern nach dem Vorbild der nordamerikanischen Ligen als sogenanntes Farmteam der Nürnberg Ice Tigers unterzeichnet. Zu Beginn der Spielzeit 2007/08 sollte sich die Zusammenarbeit mit den Sinupret Ice Tigers Nürnberg auszahlen.
Da der Meister der Asstel-Bundesliga (2.Bundesliga) der Spielzeit 2006/07, die Wolfsburg Grizzly Adams, vom Aufstiegsrecht als Meister der 2.Bundesliga in die Deutsche-Eishockey-Liga DEL war nahm, rutschte der SC Riessersee als Nachrücker für den Platz der Wolfsburg Grizzly Adams einfach nach und wieder war der SC Riessersee unter glücklichen Umständen wieder in der 2.Eishockeybundesliga. Nach der Spielzeit 2008/09 der 2.Eishockey-Bundesliga fehlten dem SC Riessersee zum Saisonschluss 75.000 €. Bisher konnte der Gang zum Insolvenzrichter durch Geschäftsführer Ralph Bader verhindert werden. Die Fans versuchten mit Spenden den SC Riessersee zu retten. Zu diesem Zeitpunkt stand jedoch bereits fest, sollte Insolvenzantrag durch die SC Riessersee Eishockey GmbH gestellt werden, so wird das Garmischer Eishockey auf viele Jahre in der Versenkung der Bezirksliga Bayern verschwinden. Dieser Schritt konnte dann kurz vor der Vollziehung (Stichtag für die Lizenzeinreichung 2009/10 war der 30.Mai 2009) jedoch am 27.Mai 2009 durch einen unbekannten Investor aus München, sowie aus Geschäftsfreunde aus dem Werdenfelser Land verhindert werden, so dass der Spielbetrieb in der 2.Eishockeybundesliga auch in der Spielzeit 2009/10 gesichert war.
In dieser Spielzeit erreichten die Garmischer die Qualifikationsplay-Off, wo man gegen den ESV Kaufbeuren min zwei Spielen ausschied. Zu diesem Zeitpunkt wusste jedoch keiner, dass mit dem 19.03.2010 das vorläufig letzte Spiel des SC Riessersee in der 2.Eishockeybundesliga stattfand. Denn nach Abschluss der Spielzeit 2009/2010 zog sich der SC Riessersee erneut aus finanziellen Gründen freiwillig vom Spielbetrieb der 2.Eishockeybundesliga zurück, und meldete für die Spielzeit 2010/2011 für die neu gegründete Oberliga-Süd, um einen Neuanfang mit ausschließlich Eigengewächsen zu beginnen, mit Erfolg, denn nach nur einem Jahr kehrte der SC Riessersee 2011/2012 wieder in die 2.Eishockeybundesliga zurück. Am 16.05.2018 lies der SC Riessersee jedoch eine "Bombe" platzen. Nach Platz 1 in der Regular Season zog man bis in die Play-Off Finalrunde (Viertelfinale 4:3-Siege gegen den ETC Eispiraten Crimmitschau, Halbfinale 4:2-Siege gegen den ESV Kaufberuen) ein, wo man letztendlich gegen die Bietigheim Steelers mit 1:4-Spielen unterlag. Dann folgte jedoch plötzlich die Schreckensnachricht, daß beim SC Riessersee ein finanzielles Loch klaffte. Schon in den DEL2-Spielzeiten 2015/16 sowie 2016/17 klaffte nach Saisonende ein Loch i.H.v. € 800.000 die über private Gönner regelmässig gestopft worden sind. Nun klaffte erneut ein großes finanzielles Loch, daß für den SC Riessersee diesmal zugroß für den Verbleib in der DEL2 für die Verantwortung der Geschäftsführung der SC Riessersee Eishockey Vermarktungs GmbH war. Letztendlich entschloß man sich daher mit einem offenen Brief, den Rückzug vom DEL2-Spielbetrieb am 16.05.2018 zu verkünden. Ein trauriger Tag für den traditionsreichen Eishockeysport in Garmisch-Partenkirchen und Umgebung sowie ganz Oberbayern. Am 10.07.2018 folgte dann der erwartete Gang vor den Insolvenzrichter in Selbstverwaltung beim Insolvenzgericht Weilheim, was eigendlich den vollständigen Kollaps für den Eishockeysport in Garmisch-Partenkirchen bedeutete. Freude jedoch kam unter der Zugspitze auf, als der Deutsche-Eishockey-Bund e.V. (DEB) dem SC Riessersee mit 18.07.2018 die Lizenz und somit die sportliche Zulassung für den Spielbetrieb in der Oberliga-Süd erteilte, wodurch in Garmisch-Partenkirchen wieder Hoffnung aufkeimte, den traditionsreichen Eishockeystandort Garmisch-Partenkirchen am Leben zu halten.
bisherige Logos in Garmisch-Partenkirchen:

