(PENNY-DEL, Ingolstadt) (Hermann Graßl) In der heimischen Saturn-Arena trafen sich der ERC Ingolstadt und die Adler aus Mannheim zum Gipfeltreffen der beiden derzeit defensivstärksten Mannschaften in der Südgruppe. Es entwickelte sich wie erwartet ein hochklassiges Match zweier Teams auf Augenhöhe. Am Ende erwies sich der lange Atem der Mannheimer trotz eines frühen 0 zu 3 Rückstandes als Erfolgsgarant gegen eine starke Ingolstädter Mannschaft: Mit 6 zu 4 siegten sie auch im vierten Aufeinandertreffen.
(Foto: Ralf Lüger)
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Die Panther aus Ingolstadt hatten Platz 2 im Visier und beabsichtigten auch gegen die Adler fleißig zu punkten, obwohl sie in den bisher drei absolvierten Spielen gegen Mannheim stets als Verlierer vom Eis gingen. Sicher wollten sie an ihr Offensivfeuerwerk in Augsburg nahtlos anknüpfen. Auf Wohlgemuth war heute seitens der Adler das Augenmerk gerichtet.
Wohlgemuth: „Man macht sich schon seine Gedanken, der Wechsel ist schon im Kopf drin. Psychologisch ist es wichtig, jedes Spiel zu gewinnen. Wir müssen auf das Penalty Killing der Adler heute eine gute Antwort geben.“
Mannheim hatte seinen Platz an der Sonne in der Südgruppe fest im Griff und wollte auch das vierte Aufeinandertreffen gegen die Schanzer für sich entscheiden. Mit ihrem Sieg gegen München hatten die Adler viel Selbstvertrauen getankt und wollten die Panther so in Schach halten. Auf ihre herausragende Penalty Killing Quote von 91 % konnten sie sich definitiv verlassen.
Krupp: „Wir müssen die Schüsse blocken und das Spiel einfach halten. Es ist immer etwas Besonderes, Unterzahl zu spielen. Jeder macht seinen Job und versucht mit Herzblut dem Team zu helfen.“
Die erste Chance hatten die Hausherren bereits nach 20 Sekunden und fuhren kurz danach schon wieder einen 2 auf 1 Konter, den sie bei angezeigter Strafzeit früh nach 42 Sekunden zur Führung durch DeFazio nutzten. Welch ein famoser Beginn dieses Spitzenspiels seitens der Panther, die zwar heute auf Palmu verzichten mussten aber dafür Jobke wieder an Bord hatten.
Und es ging munter weiter: Ingolstadt hatte sich wohl heute viel vorgenommen und markierte durch Stachowiak in der 3. Spielminute den zweiten Treffer des Abends. Nun musste Pavel Gross reagieren und er nahm die Auszeit, um seine Jungs neu zu justieren. Bisher schaffte es Ingolstadt, dem harten Forechecking der Adler zu entkommen und die Panther gestalteten ein perfektes Umschaltspiel, für das sie sich mit zwei Toren belohnten.
Es entwickelte sich ein schnelles Spiel auf Top Niveau, das sehr hart aber fair geführt wurde. Konter zu fahren schien heute ein probates Mittel für die Hausherren zu sein, denn in der 7. Spielminute erzielte Ingolstadt bei einem 3 auf 1 Angriff durch Elsner das 3 zu 0. Was war denn hier los? Für Mannheim eine sehr ungewohnte Situation mit so vielen Gegentoren nach so kurzer Spielzeit.
Aber die Adler stemmten sich entgegen und verkürzten schnell durch das Tor von Krämmer in der 9. Spielminute. So abwechslungsreich durfte es durchaus weitergehen, die Fans wären begeistert gewesen. Jetzt stand das erste Powerplay der Hausherren an, nun konnte Mannheim sein Penalty Killing beweisen. Einmal klingelte das Gestänge, mehr sprang nicht heraus für die Panther.
Nun waren die Gäste wieder dran beim Torreigen, denn nach einer genialen Vorarbeit von Plachta traf Schira zum 2:3 in der 13. Spielminute. Dies bedeutete das Tor Debut für den Mannheimer Verteidiger. Nun war es wieder eine offene Partei auf dem Scoreboard.
Wolf stellte mit seinem 8. Saisontor in der 19. Spielminute tatsächlich den Ausgleich her. Ein sagenhaftes Comeback der Adler in diesem ersten Drittel, nicht einmal ein 3 Tore Rückstand konnte sie aus dem Konzept bringen. Das spricht für eine große Mannschaft, die sich auch nicht vom großartigen Beginn der Ingolstädter beeindrucken ließ.
Würde sich nun im Mittelabschnitt dieses rasante Match fortsetzen? Die Adler starteten noch mit einer halben Minute Überzahl in dieses Drittel, was aber nichts Zählbares einbrachte außer einem Getümmel vor Garteig. Im Powerplay hatte Mannheim noch Luft nach oben. Wohlgemuth hätte fast gegen seinen künftigen Arbeitgeber getroffen, aber der Pfosten stand im Weg. Gleich danach musste Endras in höchster Not retten. Höfflin hatte etwas später die Führung auf seinem Schläger, doch er zielte zu hoch.
Mannheim durfte nun sein zweites Powerplay angehen, doch brachte sich schnell um seine Früchte, denn Eisenschmid musste in die Kühlbox. Im 4 gegen 4 schlugen die Gäste eiskalt zu in Person von Katic und drehten die Partie komplett. Welch ein Spielverlauf! Beinahe hätten sie den nächsten Treffer erzielt, doch im Gegenzug glich Kuffner wieder aus. Heute sprach die Effizienz eindeutig für die Hausherren, die kurz danach fast einen Wechselfehler der Adler ausnutzen konnten; nur der Außenpfosten hatte dies verhindert.
Das muntere Scheibenschießen ging also weiter im zweiten Drittel in einer Begegnung mit absolutem Playoff Charakter, die in der 34. Spielminute den nächsten Treffer für Mannheim verzeichnete. Torschütze war dieses Mal Leier. Ingolstadt musste nun bedacht sein, wieder von der Strafbank fern zu bleiben, auch wenn das Überzahlspiel der Adler in dieser Saison noch nicht perfekt funktionierte. Die Panther standen sehr gut in ihrer Box und zeigten ein starkes Penalty Killing in dieser Phase; sie konnten sich auch auf die Fangkünste von Garteig verlassen, der bravourös hielt, vor allem bei einem Schuss von Akdag, den er akrobatisch entschärfte.
Nach überstandener 3 gegen 5 Unterzahl blieb Ingolstadt im Match und fokussierte sich auf den Schlussabschnitt. Plachta: „Es ist ein hitziges Spiel mit viel Emotionen, das gehört zum Eishockey dazu.“
Diese unterhaltsame Begegnung hatte es wahrlich in sich am heutigen Abend, genauso durfte es ruhig weitergehen, auch wenn die Trainer sicherlich anderer Ansicht waren und der Defensivarbeit mehr Gewicht schenkten. Die Intensität wurde aufrechterhalten und beide Teams blieben im Vorwärtsgang: Mannheim wollte sich weiter absetzen und Ingolstadt zielte auf den Ausgleich. Aubry war wieder on Fire und verbuchte die nächste Gelegenheit für die Schanzer. Es blieb ein Spiel auf des Messers Schneide, das von seiner Dramaturgie lebte.
Einen Abpraller von der Bande konnten die Hausherren nicht am gut aufgelegten Endras vorbeizirkeln. Beide Goalies hatten heute einen Sahne Tag erwischt. Die Devise lautete nun auch, Turnovers zu vermeiden und die eigene Zone solide zu verteidigen. Der Ex-Mannheimer Soramies zeigte sich heute auch gut aufgelegt.
7 Minuten vor dem Ende hieß es wieder mal Powerplay für Ingolstadt und das bewährte Penalty Killing der Gäste war gefragt. Dank einem guten Forechecking der Adler blieben die Hausherren erfolglos und gaben auch keinen einzigen Schuss auf Endras ab. Das wäre die Chance gewesen, um auf Remis zu stellen. Aber der ERC bekam gleich danach die nächste Gelegenheit in numerischer Überlegenheit: jetzt oder nie konnte nur das Motto lauten. Es wurde schnell und präzise kombiniert, wieder gab es ein Spielerknäuel vor Endras, der letztlich den Puck einfror. Mannheims Goalie erwies sich als Turm in der Schlacht.
Kurz vor Ablauf der Strafe ging Shedden volles Risiko und brachte den 6. Feldspieler, was auch gleich zu zwei Großchancen führte. 35 Sekunden vor Ende gab es erneut ein Getümmel vor Endras, doch die Scheibe fand nicht den Weg ins Tor. Zu allem Übel gab es noch eine Bankstrafe für Ingolstadt, was die Adler 1,6 Sekunden durch Smith zum 6 zu 4 nutzten.
In einem hochklassigen Match entführten die Comeback Meister aus Mannheim letztlich alle 3 Punkte aus Ingolstadt. Ingolstadt darf zum Abschluss der Vorrunde am 14.03. in Nürnberg antreten, während Mannheim am gleichen Tag zuhause die Augsburger Panther empfängt.
Stimmen zum Spiel:
Ingolstadt – Wagner:
„Wir sind sehr gut gestartet, hatten aber dann zu viele individuelle Fehler gemacht. Im 2. Drittel haben ein wenig nachgelassen, waren im 3. Drittel nah dran und hätten noch das eine oder andere Tor schießen können. Defensiv waren wir heute nicht so gut, dafür aber offensiv. Das Glück war am Ende nicht auf unserer Seite. Wir wollten mit einem Sieg die Südgruppe abschließen, aber vielleicht sehen wir uns wieder.“
Mannheim – Endras:
„Am Anfang heißt es immer ruhig zu bleiben, es war noch genug Zeit zum Spielen. Wir wussten, dass wir Tore schießen können, zeigten eine gute Moral und Willen. Wir sind froh bei einer sehr starken Ingolstädter Mannschaft gewonnen zu haben. Es sind alles gute Teams in der Südgruppe, aber wir sind glücklich über die Tabellenführung.“
Spiel vom 12.03.2021
Ingolstadt - Mannheim 4:6 (3:3|1:2|0:1)
Tore:
1:0 |01| DeFazio (Simpson, Bodie)
2:0 |03| Stachowiak (Pruden, Simpson)
3:0 |07| Elsner
3:1 |08| Krämmer (Leier)
3:2 |13| Schira (Plachta, Smith)
3:3 |19| Wolf
3:4 |29| Katic (Bast, Krämmer)
4:4 |29| Kuffner (Wagner)
4:5 |34| Leier (Bast, Reul)
4:6 |60| Smith (Wolf) PP1
1. Drittel Statistik: 8:13 Schüsse, 9:12 gewonnene Bullys, Strafminuten: 2:12
2. Drittel Statistik: 8:12 Schüsse, 7:10 gewonnene Bullys, Strafminuten: 8:2
3. Drittel Statistik: 12:4 Schüsse, 11:16 gewonnene Bullys, Strafminuten: 4:4
Zuschauer: Keine
Schiedsrichter: Kopitz/ Schukies
Aufstellung:
Ingolstadt: Garteig, Ellis, Bodie, DeFazio, Pietta, Simpson, Marshall, Wagner, Kuffner, Aubry, Stachowiak, Quaas, Pruden, Höfflin, Wohlgemuth, Storm, Jobke, Henriquez-Morales, Soramies, Elsner.
Mannheim: Endras, Schira, Katic, Plachta, Smith, Wolf, Reul, Akdag, Krämmer, Bast, Leier, Larkin, Krupp, Huhtala, Loibl, Eisenschmid, Wirth, Schütz, Collins, Elias.
Deutsche Eishockey Liga (PENNY-DEL)
Die Deutsche Eishockey Liga (PENNY-DEL) ist die höchste deutsche Eishockey-Spielklasse und wurde im Jahr 1994 gegründet. Am Spielbetrieb nehmen 14 Proficlubs (Kapitalgesellschaften) teil und der aktuelle DEL-Rekordmeister sind die Eisbären Berlin mit 7 Meisterschaften.
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