(PENNY-DEL, Wolfsburg) (Hermann Graßl) Bn der heimischen Eisarena empfingen die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven die Grizzlys aus Wolfsburg zu Spiel 1 des Viertelfinales in der deutschen Eishockey Liga. Der Zweite gegen den Dritten der Nordgruppe nach Abschluss der Hauptrunde, zweitbeste Offensive gegen zweitbeste Defensive, das versprach eine hochinteressante Partie zu werden. Wolfsburg war konstant gut in Form, hatten sie doch 4 der letzten 5 Spiele siegreich gestaltet. Schließlich drehte Bremerhaven mit drei last Minute Toren das Match zu ihren Gunsten, wobei sich Jan Urbas wieder mal als unverzichtbar herauskristallisierte. Wolfsburg musste sich den Vorwurf machen, aus ihren zahlreichen Chancen zu wenig Kapital geschlagen zu haben.
(Fotoquelle Citypress)
{loadpositionb banner10}
Bremerhaven war bereit für das erste Heimspiel gegen einen unangenehmen Gegner, der sich durch seine gut strukturierte Spielweise auszeichnete. Coach Popiesch erwartete genauso sehnlichst wie die Fans die Rückkehr der Identifikationsfigur Jan Urbas, der die letzten Begegnungen verletzungsbedingt nicht auflaufen konnte. Ohne dessen Präsenz und begnadete Aura hatten die Pinguins Probleme und verloren 4 der letzten 6 Spiele. Als Dreh- und Angelpunkt war er heute definitiv ein wichtiger Faktor.
Frey: „Wir stapeln tief, denn wir haben den kleinsten Etat. Jedes Jahr ist es eine Freude, wenn wir Playoffs spielen, das ist für uns wie der Gewinn der Meisterschaft. Wir zählen nicht zu den Favoriten, aber ich lasse mich gerne überraschen. Wir wollen wie die ganze Saison spielen, 60 Minuten alles geben und Spaß an unserem Spiel haben. Wir schauen, was am Ende rauskommt. Wegen unserem guten Verhältnis zu Wolfsburg hätten wir uns gerne erst später zum Nordderby getroffen. Es wäre ein kleines Wunder, wenn wir zum ersten Mal ins Halbfinale einziehen, das ist unser Traum, aber Wolfsburg ist der Favorit in der Serie. Wir wollen gut über die Runden kommen. “
Urbas: „Ich spüre keinen Schmerz mehr, man denkt nicht darüber nach, wenn man auf dem Eis ist. Unser Ziel war der Einzug in die Playoffs, das ist nun erreicht. Die Playoffs sind eine eigene Story mit weniger Spielen, jedes Match ist erst mal wichtig. Wichtig wird heute zuerst die Defensive sein, wir müssen diszipliniert spielen. Wolfsburg hat gute Skater, die Kleinigkeiten sind wichtig“.
Wolfsburg befand sich bereits die letzten zwei Wochen in Torlaune und qualifizierte sich am vergangenen Freitag endgültig für die Playoffs. Mit ihrem Urgestein und Rekordspieler Furchner und dem aktuell sehr gut aufgelegten Torjäger Rech gingen sie mit viel Selbstvertrauen aber auch mit dem nötigen Schuss Respekt in diese Partie. Für Pat Cortina waren heute Defensive, Disziplin und Puck Kontrolle die Schlüsselaspekte, um sich das Heimrecht zurückzuholen und die Weichen für ein Weiterkommen zu stellen.
Fliegauf: „Es ist ein besonderes Jahr, schwierig für alle und wir sind stolz, dass wir so durchmarschiert sind. Der 100. wird ein besonderer Titel sein, da nur 6 Spiele nötig sind. Der Autokorso war super, ein tolles Signal für die Spieler. Es war keine einfache Hauptrunde für uns, eine Berg- und Talfahrt, am Ende haben wir den 4. Platz gesichert. Nach dem Nürnberg Spiel schafften wir alle gemeinsam den Turnaround, wir waren aktiver und haben mehr investiert. Unsere Sorgenkinder sind auch wieder besser in Fahrt gekommen. Platz 3 hatten wir nicht unbedingt erwartet. Grundlegende Dinge werden heute wichtig sein: dem Gegner wenig Raum lassen, aktiv sein, gut skaten, checken. Wir haben nichts zum Herschenken, werden aber nicht mit offenem Visier loslegen, alles hängt von der Taktik ab.“
Ein verhaltener Beginn war nicht zu erkennen, beide Teams gingen gleich rasant zu werke. Normalerweise kamen ja die Hausherren stets wie die Feuerwehr aus der Kabine. Die Mitwirkung von Urbas trug bestimmt zur zusätzlichen Sicherheit bei den Fischtowns bei. Bei den Best of 3 Serien, die bisher in der DEL stattfanden, hatte Wolfsburg stets die Nase vorn und qualifizierte sich letztlich. Vielleicht war dies ein kleiner Vorteil an Erfahrung für die Gäste.
Die Automatismen im Spielaufbau liefen noch nicht rund bei Bremerhaven.In der 7. Spielminute verdienten sich die Grizzlys die Führung durch Machacek. Ihr Franzose Rech trug dabei wieder einen wertvollen Assist mit bei. Die Gäste waren bisher die aktivere Mannschaft, welche die meisten Akzente setzte. Bremerhaven war noch in der Findungsphase und Maxwell befand sich unter Dauerbeschuss. Dank seiner Fangkünste blieb es bei dem knappen Spielstand.
Nach dem Powerbreak knüpfte Wolfsburg an sein gewohnt gut durchdachtes Umschaltspiel an, bevor auch Strahlmeier sein Können unter Beweis stellen durfte. Dies war nach langer Zeit mal eine hervorragende Chance für die Hausherren. Die Gäste waren sehr schnell auf den Beinen und machten die Räume sehr eng vor dem eigenen Kasten. Schneller zu skaten, das mussten die Pinguins umsetzen, um besser in die Partie zu gelangen. Mit ihrem ersten Powerplay gab es nun die Gelegenheit für die Hausherren, ihre Topformation gleich mal in die Aufstellung zu bringen. Die Grizzlys agierten aber sehr aggressiv und unterbanden den Spielaufbau gezielt. Dafür gab es auch die nötige Unterstützung von der Bank. Letztlich überstanden die Gäste ihre Unterzahl relativ souverän und hielten ihre Führung.
Wolfsburg ging aufgrund seiner konstant guten Leistung über weite Strecken des ersten Drittels verdient in Führung. Den Ausfall von Pfohl hatten die Grizzlys gut verkraftet. Bremerhaven war noch nicht richtig angekommen in Spiel 1 der Serie. Fortunus: „Es war ein schnelles Drittel, wir müssen mehr Forechecking machen, mehr Druck aufbauen und die Kämpfe an der Bande gewinnen.“
Im zweiten Drittel wurde weiterhin verbissen um jede Scheibe gerungen. Bremerhaven kam zielgerichteter aus der Kabine und verzeichnete eine Top Chance nach gut 3 Minuten, doch Strahlmeier war in dieser Situation ein echter Glückspilz. Der Videobeweis wurde zwar bemüht, doch der Puck kullerte deutlich von einem Pfosten an der Torlinie in Zeitlupe entlang zum anderen Gestänge, ohne sie mit vollem Umfang zu überschreiten.
Was zuvor noch nicht klappte, wurde kurz danach seitens McGinn mit dem Ausgleichstreffer in der 25. Spielminute veredelt. Dieses Remis hatten sich die Fischtown Pinguins regelrecht erarbeitet. Dies war der Wachmacher zur richtigen Zeit, denn von nun an waren die Hausherren bissiger und zwangen auch die Grizzlys zu Fehlern.
Die Plexiglasscheiben an den Banden wackelten nun gehörig, denn die Zweikämpfe nahmen an Intensität zu. Bremerhaven verschaffte sich nun stetig mehr Einschuss Gelegenheiten und die Gäste konnten froh sein, dass es noch Pari stand. Die Hälfte des Mittelabschnitts gehörte ganz klar den Hausherren, die Gegenwehr der Grizzlys war nicht mehr so effektiv wie in Drittel eins.
Jetzt hatte Wolfsburg wieder etwas die Nase vorn und brachte die Fischtowns in Bedrängnis. Es ging rauf und runter mit sehr attraktivem Eishockey. Wolfsburg befand sich nun in numerischer Überlegenheit. Verlic ging humpelnd zur Band und unterzog sich einer kurzen Behandlung. Dies lag wohl an seinem vorherigen Block. Wolfsburg münzte seine Überzahl erfolgreich zum zweiten Treffer des Abends um. Torschütze war Fauser.
Bremerhaven zeigte zwar eine wesentlich bessere Leistung, doch die Gäste waren gnadenlos im Verwerten ihrer Chancen. Bremerhaven antwortete mit einem erneuten Pfostenschuss und ließ Strahlmeier nicht zur Ruhe kommen. Ihr Bemühen war deutlich zu spüren, sie versuchten alles, um erneut auszugleichen, doch es blieb beim Rückstand. Fauser: „Im zweiten Drittel brachten wir die Scheibe nicht zu schnell raus, wir hatten mehr Druck zugelassen. Wir müssen sie weiter vom Tor fernhalten, wir hatten den Schwung in die Playoffs mitgenommen. Es ist hier ein neues Battle, wir dürfen kaum Fehler machen.“
Für den Schlussabschnitt galt es nun aus Sicht der Hausherren noch mehr Druck aufzubauen, um den Gleichstand bald herzustellen. Genauso kamen sie aus der Kabine, mit viel Willen und Leidenschaft. Strahlmeier konnte sich recht bald wieder auszeichnen. Wolfsburg setzte jedoch entgegen und kreierte seinerzeit gute Entlastungsangriffe; nun war Maxwell gefordert, der seine Farben im Match hielt bei einem famosen Antritt von Rech. Es folgten weitere herausragende Gelegenheiten für die Gäste, die unbedingt schnell für klare Verhältnisse sorgen wollten. Die Fischtown Pinguins benötigten den einen genialen Gedanken, um hier zurückzukommen. Urbas konnte bisher auch noch nicht so glänzen wie man es gewohnt war, was aber aufgrund seiner Verletzung nachvollziehbar war.
Für die Gäste lief die Uhr zu ihren Gunsten herunter und das Team um Popiesch kämpfte und rackerte, bis dato aber glücklos. Die Pinguins hatten ihre Gelegenheiten, doch die vielbeinige Abwehrarbeit und die Kraken Arme von Strahlmeier verhinderten Schlimmeres. In Unterzahl hatte Festerling DIE Chance zur Entscheidung, doch Maxwell behielt kühlen Kopf. Auf der Gegenseite nutzte Bremerhaven dann doch noch das Powerplay in letzter Sekunde zum Ausgleich. Uher trug sich in die Torschützenliste in der 56. Spielminute ein; das war bitter aus Sicht der Gäste nach der zuvor fast 100 %igen Gelegenheit.
In den letzten Minuten war es ein offener Schlagabtausch, denn beide Mannschaften wollten den Sieg in der regulären Spielzeit eintüten. Und tatsächlich schlug der Rückkehrer Urbas 63 Sekunden vor Schluss eiskalt zu; das wäre ein Märchen, wenn ihre Gallionsfigur zum Matchwinner werden würde. Und nicht genug, kurz danach setzte Uher mit dem Emty Net Goal sogar den Deckel drauf. Das war nun nicht mehr aufzuholen für die Gäste.
Nach einem furiosen Start der Grizzlys mussten sie sich am Ende doch noch dem unbändigen Willen der Fischtown Pinguins beugen, die mit einem Last Minute Erfolg den positiven Serienstart einläuteten. Wolfsburg ärgerte sich bestimmt über die zu vielen liegengelassenen Chancen im hohen Norden.
Spiel 2 des Viertelfinals findet am Donnerstag, den 22.4.2021 in Wolfsburg statt.
Stimmen zum Spiel:
Bremerhaven – Jiranek:
„Wir blieben am Drücker, haben hart gearbeitet für unsere Torchancen ab der 2. Hälfte. Schüsse zum Tor zu bringen und auf den Nachschuss zu hoffen war wichtig. Das Überzahlspiel im zweiten Drittel gab uns die Chance zurückzukommen. Jan Urbas ist als Leader in der Kabine und auf dem Eis sehr wichtig. Es dauerte 2 Drittel, um wieder der "Alte" zu sein, das tut uns sehr gut. Auch McGinn ist eine sehr gute Nachverpflichtung für uns, er ist jede Woche stärker geworden und einer der Gründe, warum wir heute siegten.“
Bremerhaven - Urbas:
„Es war toll wieder zurück am Eis zu sein, es war ein besonderer Moment am Ende. Es war ein ziemlich ausgeglichenes Spiel, wir mussten hart arbeiten, es gab nicht so viele Chancen. Ab dem zweiten Drittel wurden wir besser, das hat sich am Ende ausgezahlt. Jetzt ist gute Erholung wichtig. Geduld und Disziplin sind nötig. Es wird wohl genau das gleiche Spiel am Donnerstag werden.”
Wolfsburg – Cortina.:
„Es war ein gutes erstes Drittel, im zweiten Drittel haben wir den Faden verloren. Gegen eine super Mannschaft wie Bremerhaven waren wir dann einen Schritt zu spät mit unserem Forechecking. Bremerhaven hatte seine Momente, hat den Kampfgeist erhöht. Hoffentlich können wir an unser gutes 1.Drittel anknüpfen in Spiel 2.“
Spiel vom 20.04.2021
Bremerhaven - Wolfsburg 4:2 (0:1|1:1|3:0)
Tore:
0:1 |07| Machacek (Olimb, Rech)
1:1 |25| McGinn
1:2 |36| Fauser (Olimb, Festerling) PP1
2:2 |56| Uher (McGinn, Fortunus) PP1
3:2 |59| Urbas (Eminger, Jeglic)
4:2 |60| Uher (Fortunus, Moore) ENG
1. Drittel Statistik: 9:7 Schüsse, 14:6 gewonnene Bullys, Strafminuten: 0:2
2. Drittel Statistik: 9:6 Schüsse, 12:12 gewonnene Bullys, Strafminuten: 2:0
3. Drittel Statistik: 17:8 Schüsse, 12:9 gewonnene Bullys, Strafminuten: 2:2
Zuschauer: Keine
Schiedsrichter: Rohatsch / Steingroß
Aufstellung:
Bremerhaven: Maxwell, Dietz, Eminger, Urbas, Jeglic, Verlic, Moore, Krogsgaard, Uher, Friesen, McGinn, Alber, Fortunus, Andersen, McMillan, Mauerman, Gläser, Hilbrich, Wahl, Reisnecker.
Wolfsburg: Strahlmeier, Bittner, Möser, Jormakka, Festerling, Fauser, Likens, Melchiori, Görtz, Järvinen, Furchner, Bruggisser, Wurm, Machacek, Olimb, Rech, Raabe, Adam, Hungerecker, Busch.
Deutsche Eishockey Liga (PENNY-DEL)
Die Deutsche Eishockey Liga (PENNY-DEL) ist die höchste deutsche Eishockey-Spielklasse und wurde im Jahr 1994 gegründet. Am Spielbetrieb nehmen 14 Proficlubs (Kapitalgesellschaften) teil und der aktuelle DEL-Rekordmeister sind die Eisbären Berlin mit 7 Meisterschaften.
Mehr Informationen über die Deutsche Eishockey Liga erhalten Sie hier...