(PENNY DEL, Nürnberg) (Hermann Graßl) In der Arena Nürnberger Versicherung empfing der Tabellenletzte innerhalb von nur einer Woche erneut München zum Derby. Nürnberg musste schon wieder eine deftige Niederlage gegen Ingolstadt verarbeiten, währenddessen die Red Bulls nach ihrem knappen Erfolg gegen Verfolger Schwenningen fest vorhatten, auch im zweiten Aufeinandertreffen mit den Franken als Sieger vom Eis zu gehen. Schließlich siegte München mit 4 zu 2, weil sie in den entscheidenden Situationen einfach cleverer und zielstrebiger agierten.
(Foto: Citypress)
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Nürnberg erlebte in Ingolstadt ein Déjà-Vu, was sicher lange in ihren Knochen steckte. Heute wollten die Ice Tigers unbedingt versuchen, die Kleinigkeiten richtig zu machen und vor allem ein simples aber cleveres Eishockey spielen, um gegen den übermächtigen Gegner zu bestehen. Mut machte jedenfalls ihre solide Performance beim letzten Spiel, als es ihnen nicht vergönnt war, zumindest einen Punkt zu ergattern nach einer famosen Aufholjagd. München wollte mit dem nachverpflichteten Offensivverteidiger Ethan Prow und einer sattelfesten Defensive auch in Nürnberg die vollen 3 Punkte anvisieren, um den dritten Erfolg in Serie einzutüten und den Abstand zu den Adlern zu minimieren. Auf ihren im Dezember ausgeliehenen Stürmer Kossila mussten die Red Bulls aber verzichten, da die Toronto Maple Leafs ihn zurückbeorderten. Der Finne erwies sich bei nur 13 Einsätzen mit 5 Toren und 7 Assists als sehr produktiv.
Gleich zu Beginn war zu erkennen, dass bei den Gästen Justin Schütz die Rolle von Kossila in der Reihe mit Mauer und Gogulla übernehmen sollte. Die Hausherren konnten heute wieder auf die wertvollen Verdienste von Brown zurückgreifen, der die letzten beiden Partien verletzungsbedingt pausieren musste.
Defense first, so hieß die Devise bei den Franken, nachdem man in den letzten 5 Begegnungen sage und schreibe 28 Gegentore einstecken musste. Luke Adam verbuchte den ersten guten Abschluss auf Seiten der Ice Tigers. Im 4 gegen 4 präsentierten sich die Nürnberger ebenbürtig. In den ersten knapp 10 Minuten tasteten sich beide Teams erst mal ab, so dass es noch nicht zu hochkarätigen Einschussgelegenheiten kam, auch wenn sich mal vor Danny aus den Birken ein Spielerknäuel bildete, was jedoch ohne Folgen blieb.
Bis dato sahen beide Trainer ein schnelles und abwechslungsreiches Match, in dem die Goalies ihren Kasten souverän sauber hielten. Ihre bisherige schwache Powerplay Quote von knapp 10% konnten die Ice Tigers nun optimieren, sie fanden aber nur schwer in ihre Aufstellung, so dass keine große Gefahr vor dem Gehäuse der Münchener entstand.
In der 17. Spielminute gingen die Gäste durch Gogulla in Führung, der ein feines Zuspiel von Schütz akrobatisch verwertete. Hier sah die Zuordnung in der Nürnberger Verteidigung nicht gut aus. Interessante Randnotiz: Mit seinem nunmehr 227. Treffer zog Gogulla mit Herberts Vasiljevs gleich.
Es stellte sich die berechtigte Frage, wie die Franken mit diesem erneuten Rückstand umgehen würden. Hatten sie dieses Mal ein Rezept parat, um die richtige Antwort zu geben? Analogie zum ersten Aufeinandertreffen vor einer Woche: auch damals ging es mit einem 0 zu 1 in die Drittelpause. Einsatz, Tempo passten bei den Hausherren, nur die kleinen Fehler machten den bisherigen Unterschied aus. Noch war nichts verloren für die Ice Tigers.
Im zweiten Drittel wollten die Franken ihre Torschuss Statistik aus dem ersten Abschnitt (7:13) aufbessern und ihren bis dato gut funktionierenden Match Plan beibehalten. Doch die nächste Top Chance hatten die Gäste mit einem Pfostenknaller sowie dem gefährlichen Nachschuss, der aber eine sichere Beute von Treutle wurde. Nürnberg musste auf der Hut sein und durfte nicht zu weit aufrücken, um den Red Bulls nicht zu viel Raum zur Entfaltung zu gewähren.
Mit dem zweiten Powerplay der Gäste war es jedoch passiert: Ehliz versenkte in der 22. Spielminute den Puck aus der Luft hinter Treutle zum 2 zu 0. München wollte gleich nachlegen und verstärkte den Druck; zwangsläufig ergaben sich dann sofort weitere Gelegenheiten. Die Red Bulls konzentrierten sich nun auf geschickt vorgetragene Konter. Auf der anderen Seite ließen die Hausherren eine 3 zu 1 Konstellation liegen, das wäre der perfekte Zeitpunkt für den schnellen Anschlusstreffer gewesen. Die Maske von aus den Birken bewahrte die Gäste vor dem möglichen Tor.
Die Ice Tigers bemühten sich redlich und ließen sich nicht aus ihrem Konzept bringen. Man konnte dem Team von Fischöder wahrlich nichts vorwerfen. Ähnlich wie vor einer Woche hatten sie noch keine Fortune mit der Scheibe. Eine weitere gute Chance konnte Pollock nicht nutzen, weil ihm Prow im letzten Moment noch den Schläger entscheidend wegdrückte. Hier hatten die Hausherren richtig spekuliert bei der Scheibeneroberung an der roten Linie.
Und wieder Überzahl für Nürnberg: endlich klappte es bei numerischer Überlegenheit, denn Rückkehrer Brown netzte in der 34. Spielminute ein, weil sein Schuss noch leicht von einem Red Bull Verteidiger unhaltbar für Münchens Goalie abgefälscht wurde. Ein Powerplay Tor, durchaus ein seltenes Erlebnis auf Seiten der Hausherren, die dann schon wieder eine 2 zu 1 Kontergelegenheit durch Walther erarbeiteten, die aber von Danny aus den Birken entschärft wurde. Solche Möglichkeiten sollten die Franken nicht allzu oft fahrlässig liegenlassen.
Die Zuteilung im eigenen Drittel war noch eine Problemzone bei den Franken, hier bestand sicher Gesprächsbedarf in der nächsten Pause. Das Match blieb heute eng und spannend, eigene Strafen sollten die Ice Tigers jedoch tunlichst vermeiden. Im Gegensatz zur letzten Begegnung war heute vieles möglich und der eine oder andere Punkt noch drin.
Nürnberg begann den Schlussabschnitt noch knapp 50 Sekunden in Unterzahl. In der Bully Statistik nach zwei Dritteln merkte man schon spürbar das Fehlen von Kossila in der Centerposition. Nichtsdestotrotz belohnten sich die Gäste kurz vor Ende der Überzahl in der 41. Spielminute durch Gogulla mit dem dritten Treffer; der Assist kam dabei von Prow, sein erster im Trikot der Red Bulls.
Elias und Kechter bekam bisher noch keine Eiszeit für ihr Team; vielleicht könnten die beiden Youngsters hier ein Zeichen setzen. Gogulla zeichnete sich bei den Gästen als guter Führungsspieler in seiner neu formierten Reihe aus, gab stets die richtigen Anweisungen und setzte Akzente nicht nur mit seinem heutigen Doppelpack.
Aufgrund von Strafen auf beiden Seiten durfte Nürnberg durchaus noch hoffen, in diesem Match wieder ranzukommen. Nürnberg agierte im Powerplay dieses Mal sehr geduldig, ließ die Scheibe geschickt in den eigenen Reihen laufen und kam zu Abschlüssen, die aber in keinem Treffer mündeten. Nürnberg mühte sich, lief aber immer wieder in Konter der Red Bulls. Aus den Birken schien heute auch nicht zu überwinden zu sein, bis der Puck in der 53. Spielminute nach einem Distanzschuss von Adam dem Gäste Goalie in Zeitlupe durch die Schoner ins Gehäuse trudelte. Zu viel guter Verkehr vor dem Tor verhinderte eine gute Sicht für aus den Birken.
Zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt bestraften sich die Franken mit einer Strafzeit; zum Glück traf Parkes nur den Pfosten und somit blieb noch genug Zeit für den Ausgleich. In Unterzahl kurvte Schmölz mit eisernem Willen auf aus den Birken zu und wollte mit allen Mitteln die Scheibe hinter die Linie drücken, aber Münchens Goalie hielt bravourös entgegen. Das war DIE Top Gelegenheit, um hier noch was mitzunehmen.
Schütz entschied dann 54 Sekunden vor Ende der Partie mit seinem zweiten Saisontor die heutige Begegnung. Somit entführte München auch heute die 3 Punkte aus Nürnberg und bescherte den Franken die achte Niederlage in Folge. München tritt am 10. Februar die Auswärtsfahrt nach Augsburg an, während Nürnberg am Valentinstag zu den Wild Wings nach Schwenningen reisen darf.
Stimmen zum Spiel:
Nürnberg - Kislinger:
„Heute war mehr drin, es war deutlich besser als in Ingolstadt, aber es reicht halt noch nicht. Vielleicht war es tatsächlich ein Icing am Ende vor dem vierten Tor, ich sah es nicht genau. Eine Woche Pause könnte uns guttun, dann sind wir mal weg vom Eishockey und können dann wieder den Fokus auf die Spiele legen. Es gibt einiges aufzuarbeiten.“
München – Gogulla:
„Es war nicht geplant als Center zu spielen, aber jeder muss bestimmte Rollen übernehmen. Unser Powerplay Tor zum 2 zu 0 war sehr wichtig, dann haben wir ihnen den Wind aus den Segeln genommen. Am Ende war es ein verdienter Sieg, aber wir dürfen sie nicht wieder ins Spiel zurückkommen lassen.“
Spiel vom 06.02.2021
Nürnberg – München 2:4 (0:1|1:1|1:2)
Tore:
0:1 |17| Gogulla (Schütz)
0:2 |22| Ehliz (Parkes, Bourque) PP1
1:2 |34| Brown (Gilbert, Schmölz) PP1
1:3 |41| Gogulla (Hager, Prow)
2:3 |53| Adam (Kislinger)
2:4 |60| Schütz (Hager, Ehliz)
1. Drittel Statistik: 7:13 Schüsse, 12:8 gewonnene Bullys, Strafminuten: 2:4
2. Drittel Statistik: 6:12 Schüsse, 12:8 gewonnene Bullys, Strafminuten: 4:2
3. Drittel Statistik: 10:11 Schüsse, 7:12 gewonnene Bullys, Strafminuten: 2:2
Zuschauer: Keine
Schiedsrichter: Iwert / Rantala
Aufstellung:
Nürnberg: Treutle, Mebus, Gilbert, Brown, Adam, Fox, Karrer, Bodnarchuk, Reimer, Cornel, Pollock, Kulda, Trinkberger, Kislinger, Kurth, Schmölz, Elias, Walther, Bires, Kechter.
München: Aus den Birken, Redmond, Aulie, Mauer, Schütz, Gogulla, Boyle, MacWilliam, Parkes, Voakes, Bourque, Prow, Seidenberg, Ehliz, Hager, Mayenschein, Lobach, Lindner.
Deutsche Eishockey Liga (DEL)
Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) ist die höchste deutsche Eishockey-Spielklasse und wurde im Jahr 1994 gegründet. Am Spielbetrieb nehmen 14 Proficlubs (Kapitalgesellschaften) teil und der aktuelle DEL-Rekordmeister sind die Eisbären Berlin mit 7 Meisterschaften.
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