IIHF - WM 2022 (Finnland/HG) In der Helsinki Ice Hall traf Deutschland auf Kasachstan, das bisher noch punktlos unterwegs war. Bis auf die Auftaktklatsche gegen Dänemark hielt Kasachstan relativ gut mit im Konzert der Großen und verkaufte sich ordentlich, wobei sie sich auch auf ihren starken Goalie verlassen konnten. Deutschland war gewarnt, hatten sie doch das letzte Match gegen den heutigen Gegner in der Gruppenphase in Riga verloren. Es sollte erneut eine hart umkämpfte Begegnung werden, denn Deutschland schielte noch auf Platz eins ihrer Gruppe und könnte mit einem Sieg ein echtes Endspiel gegen die Schweiz anvisieren.
Schließlich besiegte Deutschland in einer wahren Zitterpartie Kasachstan am Ende hauchdünn mit 5 zu 4, wobei Ehliz zum Matchwinner avancierte. Nun kommt es am Dienstag zu einem echten Endspiel gegen den Tabellenführer Schweiz in der Gruppe A.
(Fotoquelle Carola Fabrizia Semino)
Team Deutschland fuhr vier Siege nacheinander ein und hatte den Fokus ganz klar auf das Viertelfinale gerichtet. Nun ging es nur noch um die Platzierung unter den ersten vier Teams in der Gruppe A. Headcoach Söderholm musste weiterhin auf den NHL Akteur Stützle verzichten, für den das Turnier leider zu Ende war. Holzer und Plachta wurden heute geschont. Der heutige Gegner zeigte bislang gutes Offensiveishockey, hatte aber seine Schwächen in der Defensive; demzufolge sollte das DEB Team viel Druck ausüben.
Kasachstan startete holprig in die 85. WM in Finnland und wollte noch Erfolgserlebnisse sammeln. Dank ihres hervorragenden Goalies Shutov gestalteten sie die Partien gegen die übermächtigen Gegner Schweiz und Kanada relativ offen. Svedberg wirkte heute nicht mit und Headcoach Mikhailis nahm etliche Reihenumstellungen vor und setzte auf die Harmonie seiner Protagonisten, die sich alle gut kennen dank ihrer Clubs, wo sie unter Vertrag stehen.
Torfestival mit knapper deutscher Führung
Fischbuch rückte heute für Plachta in die erste Reihe hoch und Strahlmeier debütierte heute bei seiner WM; er absolvierte bereits 13 Länderspiele. Für die Kasachen war es ein wichtiges Match und das merkte man ihnen auch sofort an, denn in der 3. Spielminute gingen sie durch Starchenko in Führung. Sein Schuss ging durch die Hosenträger von Strahlmeier, der gleich hinter sich greifen musste. Es dauerte aber nicht lange, bis Jonas Müller mit seinem Distanzschuss in der 5. Spielminute traf, auch weil Schmölz gut die Sicht nahm für den kasachischen Keeper. Hierbei assistierte WM-Neuling Karachun erneut. Bislang punkteten 19 von 22 Akteuren bei dieser WM und jede Formation war daran beteiligt.
Die DEB Auswahl erspielte sich mittlerweile ein optisches Übergewicht und verbuchte mehr Abschlussmöglichkeiten. Der emsige Loibl verdiente sich auch heute wieder ein Extralob für seine hervorragende Arbeit sowohl vorne als auch hinten, ein vorbildlicher zwei-Wege-Stürmer. Strahlmeier parierte dann beim gefährlichen Vorstoß der Kasachen gleich zweimal. Die deutsche Mannschaft kombinierte sich recht ansehnlich nach vorne.
Nichtsdestotrotz musste Deutschland den erneuten Rückstand hinnehmen, denn in der 16. Spielminute markierte Petukhov den zweiten Treffer. Diese Führung hielt jedoch nur 34 Sekunden, bis Pföderl mit seinem inzwischen dritten Turniertor die Partie wieder egalisierte. Mit dem munteren Toreschießen ging es zügig weiter, denn in der 19. Spielminute traf nun Fischbuch, der schon seinen vierten Treffer bei dieser WM verzeichnete. Dank eines deutlichen 14 zu 4 Torschussverhältnisses war dieser hauchdünne Vorsprung verdient.
Jonas Müller: „Wir können mit der Führung zufrieden sein, aber die beiden Gegentore hätten nicht sein müssen. Wir hätten wacher sein müssen, wir müssen weiter Gas geben. Wir wollen schon aggressiv reingehen, müssen die Scheibe schneller spielen und vorne enger reingehen. Außerdem müssen wir eng am Mann sein, die gehen immer auf Konter und sind vorne gut.“
Das DEB Team war spielbestimmend, musste aber den Anschluss hinnehmen
Die erste Strafe musste Ehliz schlucken nach ca. 22 Minuten. Der NHL Crack Seider erwies sich auch in dieser Unterzahl als sehr stabiler und spielfreudiger Faktor, um ein effektives Penalty Killing zu betreiben. Im eigenen Powerplay, das bei dieser WM sehr gut lief bislang, traf Reichel in der 26. Spielminute zum 2 zu 4. Mit diesem Treffer demonstrierte Deutschland, wie gut seine special teams inzwischen agieren, was für die bevorstehenden KO-Spiele wichtig war.
Beim Konter reagierte Shutov dann grandios, er war jetzt unter Dauerbeschuss. Ehliz musste wohl in der Kabine genäht werden, denn er tauchte bisher nicht auf im Mittelabschnitt. Jetzt im nächsten Überzahlspiel für Deutschland fand er sich wieder in der Formation und stellte seine Klasse unter Beweis. Für Strahlmeier war es heute im Kasten auch nicht einfach, weil sein Premieren Einsatz nach zehn Tagen eingeläutet wurde. Kastner und Soramies hatten dann die Gelegenheit zum fünften Treffer, zuvor gab es einen Pfostenschuss von Gawanke.
Kasachstan blieb hartnäckig und gewann Selbstvertrauen durch das Powerplay und verkürzte in der 40 Spielminute in Person von Alkolzin auf 3 zu 4, weil dem DEB Team ein Wechselfehler unterlief. Dieses Gegentor war unnötig zu diesem Zeitpunkt, zumal der Mittelabschnitt spielerisch klar den Deutschen gehörte, diese es aber versäumten weitere Tore zu erzielen.
Noebels: „Ja, es war sehr bitter so kurz vor Schluss, da sollte man die Scheibe nicht mehr abgeben. Es ist immer noch eine gute Ausgangsposition. Wir müssen mehr laufen und dann gewinnen wir auch. Die special teams sind sehr wichtig bisher, wir nutzten unsere Chance. Alle Jungs machen ihren Job sehr gut. Solange wir hinten keines mehr kassieren, bin ich zufrieden, wenn wir als Sieger vom Eis gehen.“
(Foto: Carola-Fabrizia Semino)
Ehliz als Matchwinner, fünfter Sieg in Folge bei einer WM – eine historische Marke
Kaum zu glauben, denn nach nur 38 gespielten Sekunden im Abschlussdrittel glichen die Kasachen durch Mikhailis aus. Dabei stimmte die Zuordnung nicht und schon wieder so ein zeitlich ungünstiger Gegentreffer wie schon zum Ende des zweiten Abschnitts. Das DEB Team musste wieder konzentrierter agieren und zielstrebiger vorgehen. Es war hinlänglich bekannt, dass die Offensive der Kasachen gut funktionierte. Das würde Söderholm sicher nicht gefallen. Kasachstan hat nun schon eine Turnierbestmarke aufgestellt, denn bislang hatten sie noch keine vier Tore erzielt.
Deutschland schüttelt sich etwas, agierte wieder druckvoll und erarbeitete sich die erneute Führung durch Ehliz, der sich mit einer tollen Einzelleistung seinen dritten Turniertreffer redlich verdiente. Eine weitere Top Chance schloss sich dann nahtlos für die Deutschen an und Shutov ließ heute ungewohnt oft prallen für mögliche Rebounds.
Kasachstan war bestrebt, hier noch zum Ausgleich zu kommen, weil sie jeden Punkt benötigten gegen den drohenden Abstieg. Langsam brach die Crunch Time an, es waren noch knapp 6 Minuten auf der Uhr. Es gab ein tolles Solo nach perfektem Zuspiel, was auch daran lag, dass in der neutralen Zone zu viel Raum gelassen wurde seitens der Deutschen. Die Messe war definitiv noch nicht final gelesen, zu unangenehm trat Kasachstan auf.
Die DEB Auswahl verzeichnete zwar doppelt so viele Torschüsse, konnte diese Überlegenheit jedoch nicht in Tore ummünzen. Dann parierte Shutov bravourös gegen Ehliz, das wäre wohl die Vorentscheidung gewesen. Ein Highlight Save! Deutschland machte es heute unnötig spannend.
Nun ging Shutov vom Eis und jetzt war Strahlmeier mehr als gefragt in den letzten beiden Spielminuten. Ehliz hatte den Empty Netter auf dem Schläger zielte aber zu genau und traf den Pfosten. Dies war sinnbildlich für das Auslassen vieler Chancen seitens Deutschland. Letztlich gewann Deutschland sein fünftes Match in Folge und hat weiterhin Platz 1 in ihrer Gruppe im Fokus beim abschließenden Match gegen die hocheingeschätzten Schweizer am Dienstagvormittag.
Ehliz: „Es war eine riesige Erleichterung, es war kein einfaches Spiel, die lauerten auf Konter und machten uns das Leben schwer. Wir sind froh, dass wir gewannen. Es war 6. Spiel binnen kurzer Zeit, die Konzentration fehlte auch etwas, aber wir haben uns zusammengerissen. Defensiv müssen wir kompakter stehen, zu einfach haben wir heute die Tore hergegeben. Wir werden es analysieren und besser machen. Gegen die Schweiz sind es immer besondere Spiele, es macht Spaß und es wird hart werden. Wir werden gut vorbereitet reingehen und 3 Punkte holen.“
Sonntag, 22. Mai 2022
Kasachstan – Deutschland 4:5 (2:3|1:1|1:1)
Tore:
1:0 |03| Starchenko
1:1 |05| Jonas Müller (Bittner, Karachun)
2:1 |16| Petukhov (Gurkov, Daniyar)
2:2 |17| Pföderl (Seider)
2:3 |19| Fischbuch (Wagner, Seider)
2:4 |26| Reichel (Gawanke, Noebels) PP1
3:4 |40| Alkolzin (Starchenko, Daniyar)
4:4 |41| Mikhailis (Sagadeyev, Metalnikov)
4:5 |48| Ehliz (Wissmann, Bittner)
1. Drittel Statistik: 4:14 Schüsse, 6:14 gewonnene Bullys, Strafminuten: 0:0
2. Drittel Statistik: 8:11 Schüsse, 14:9 gewonnene Bullys, Strafminuten: 6:4
3. Drittel Statistik: 10:11 Schüsse, 10:7 gewonnene Bullys, Strafminuten: 0:0
Hauptschiedsrichter: Hansen (NOR) / Öhlund (SWE)
Zuschauer: 3.124
Best Player of the game:
Deutschland: Ehliz
Aufstellung:
Kasachstan: Shutov, Orekhov, Blacker, Starchenko, Sagadeyev, Akolzin, Metalnikov, Deitz, Mikhailis, Valk, Savitsky, Shalapov, Beketayev, Shevchenko, Shestakov, Panyukov, Daniyar, Asetov, Gurkov, Petukhov.
Deutschland: Strahlmeier, Müller Mo., Seider, Ehliz, Michaelis, Fischbuch, Müller J., Gawanke, Noebels, Reichel, Pföderl, Wagner, Wissmann, Schmölz, Loibl, Karachun, Bittner, Soramies, Kastner, Ehl.
The International Ice Hockey Federation (IIHF; French: Fédération internationale de hockey sur glace; German: Internationale Eishockey-Föderation) is a worldwide governing body for ice hockey and in-line hockey. It is based in Zurich, Switzerland, and has 81 member countries.
Weitere interessante Links:
www.deutschlandcup.de - Alle Informationen über den Eishockey Deutschland Cup seit 1987.
www.eishockey-deutschland.info - Alle Eishockey Weltmeisterschaften, Olympische Spiele seit 1910.