Nürnberg verliert denkbar unglücklich gegen Berlin mit 1 zu 2 aufgrund eines Treffers 28 Sekunden vor Schluss

 

PENNY-DEL (Nürnberg/HG)  In der Arena Nürnberger Versicherung empfingen die Ice Tigers als Tabellensiebter den amtierenden deutschen Meister aus Berlin. Die Eisbären warteten mit einem Auswärtssieg vom Vortag in München auf, während die Franken einen Tag vorher bei den Red Bulls den Kürzeren zogen. Berlin zog in der Liga ungefährdet seine Kreise und festigte seinen ersten Platz souverän. Für Nürnberg ging es noch das Erreichen der Top 6. Beide bisherigen Auswärtspartien konnte Nürnberg für sich entscheiden, wohingegen ihr erstes Heimspiel klar gegen den heutigen Gegner verloren ging. Diese Scharte wollten sie heute Abend ausmerzen.

Schließlich gewannen die Eisbären Berlin auch ihr zweites Auswärtsmatch bei einem bayerischen Kontrahenten. Dieses Mal war ein Treffer 28 Sekunden vor der Schlusssirene spielentscheidend, der die Nürnberger Fans in ein Tal der Tränen schickte.

 

(Fotoquelle Birgit Eiblmaier)

 


Die Nürnberg Ice Tigers mussten kürzlich in der Landeshauptstadt einen Dämpfer im Kampf um die Top 6 der Liga hinnehmen und wollten heute unbedingt wichtige Zähler gegen den souveränen Tabellenführer einfahren. Bei den Hausherren konnte heute Kapitän Reimer wegen muskulärer Probleme nicht mit von der Partie sein. Bender kehrte dafür auf das Eis zurück. Goalie Treutle sollte es heute richten und seinen Vorderleuten die nötige Sicherheit verleihen.

 

Die Eisbären Berlin holten sich auch beim Rivalen in München alle drei Zähler und untermauerten im Top Spiel ihre Dominanz in der PENNY DEL, auch wenn sie von den letzten 5 Spielen nur 2 glatte Siege einstreichen konnten und 2 Matches erst nach Penaltyschiessen verloren. Gallionsfigur Hördler und Stürmer Clark wirkten heute nicht mit. Headcoach Aubin war mit dem Auftreten seiner Mannschaft in München mehr als zufrieden.

 

Ausgeglichene Partie, torloses Anfangsdrittel

 

Nürnberg begann schnell und druckvoll. Berlin war nur 24 Stunden nach dem München Spiel erneut im Einsatz. Fox schloss in vielversprechender Position ab, doch sein Schuss wurde im letzten Moment geblockt. Berlin kombinierte sich gewohnt flüssig durch die Zonen und strotzte nur so vor Selbstbewusstsein. Fleischer probierte es dann mal mit seiner Rückhand, verfehlte aber das Gehäuse knapp.

 

Dann durfte Nürnberg sogar für 54 Sekunden in zweifacher Überzahl agieren: die Ice Tigers suchten in ihrer Formation den idealen One-Timer, doch Berlin blockte super und verteidigte sein Haus. Die Eisbären kassierten in letzter Zeit kaum Gegentore und wiesen Liga weit das drittbeste Penalty Killing auf.

 

Treutle war dann hellwach bei einem Berliner Konter, Sodergrad konnte seinen Schläger nicht perfekt positionieren. Nürnberg biss sich immer an der kompakten Defensive der Eisbären fest, so mancher Pass kam an der blauen Linie nicht beim Mitspieler an, weil eine Berliner Schlägerspitze involviert war und den Nürnbergern kaum Zeit zum Verschnaufen blieb. Kislinger setzte dann seine Rückhand geschickt ein, doch die Fanghand von Ancicka war parat. Der Pfosten rettete dann für Berlin beim Schuss von Schmölz. 23 Sekunden vor der Sirene packte Ancicka einen doppelten Save aus, um den Rückstand zu verhindern.

 

In einem forsch gestalteten Match ohne viele Unterbrechungen trennte man sich mit einem Remis in die Kabine. Nürnberg verpasste es, seine doppelte Überzahl zu verwerten.

 

Jahnke: „Wir haben nicht schlecht gespielt, wir waren viel schneller, härter und konzentrierter als in München. Wir haben uns viel Zeit in der offensiven Zone erarbeitet, es fehlen nur noch die Tore. Wir dürfen den Berlinern wenig Raum geben, es fehlen noch die letzte Genauigkeit und das Quäntchen Glück zum Abschluss.“

 

Boychuk im Powerplay erfolgreich

 

Es war sicher interessant zu beobachten, ob und inwieweit die Gäste im zweiten Spiel kurz hintereinander Konditionsprobleme bekommen oder ob sie ihre Offensivbemühungen intensivieren würden. Bisher demonstrierten die Berliner weiterhin ein perfektes Auswärtsspiel, sie wirkten auch spritziger und kamen agiler aus der Kabine. Statistisch betrachtet fühlen sich die Eisbären im zweiten Drittel sehr wohl.  Ein 2 auf 1 Konter konnten die Franken nicht ummünzen, weil Fox nicht selbst abschloss, sondern noch den Pass zum Mitspieler suchte. In dieser Situation wäre sein Egoismus durchaus berechtigt gewesen.

 

Nun bekam auch Berlin sein erstes Powerplay zugesprochen, doch die Gastgeber verteidigten sehr gut und effektiv. Für Verteidigungsexperten war diese Begegnung ein gutes Lehrstück. Im 4 gegen 4 prüfte Brown den Berliner Keeper, doch Ancicka ließ keinen Rebound zu, weil er auch stets den Winkel extrem klein machte für den Schützen. Parlett warf sich mannschaftsdienlich in einen Querpass.

 

Berlin war dann wieder in Überzahl; hier trafen sie drei Mal hintereinander nicht mehr, d.h. in dieser Disziplin war noch Luft nach oben. Und auch jetzt stemmten sich die Franken bravourös entgegen und überstanden diese brenzlige Konstellation.

 

Nach einer umstrittenen Strafe gegen Nürnbergs Friedrich dauerte es nicht lange, bis Boychuk in der 38. Spielminute zur Gästeführung einnetzte. Das schmeckte den Fans überhaupt nicht und sie machten ihrem Unmut Luft. Treutle parierte dann genial gegen Wissmann und Berlin wollte schnell nachlegen. Auch die Hausherren hatten ihre Chancen, doch erneut war Ancicka Endstation, auch wenn er mal seinen Schläger verlor. Danach wollte Brown den Ausgleich erzwingen, scheiterte jedoch.

 

Die Special Teams machten den Unterschied im zweiten Drittel und der Meister ging mit einem hauchdünnen Vorsprung ins letzte Drittel.

 

Wiederer: „Wir sind zufrieden mit der Führung, aber es ist noch viel Luft nach oben. Es ist bislang ein sehr zerfahrenes Spiel. Doch etwas ungewohnt unser erstes back to back match. Wir müssen einfacher mit simplen Pässen spielen, weiter hart arbeiten und bei unserem Spiel bleiben.“

 

Nürnberg drängt vehement auf den Ausgleich, der kurz vor Schluss auch fällt, doch Jensen sichert Berlin 3 Punkte

 

Im letzten Abschnitt war sofort zu spüren, dass die Ice Tigers den Umschwung wollten. Die Franken legten gleich druckvoll los und Friedrich hätte fast den genialen Aufbaupass von Mebus verwertet, doch an Ancicka war bisher kein Vorbeikommen. Brown war ein Aktivposten bei den Hausherren und Noebels war beim 3 auf 2 Konter glücklos, weil der Schläger von Mebus effektiv eingesetzt wurde. Neuzugang Bokk fügte sich in das Spiel der Eisbären hervorragend ein. Die Intensität nahm zu in dieser richtungsweisenden Partie für die Hausherren.

 

Nun stand Nürnbergs drittes Powerplay an und Berlin störte aggressiv und zielstrebig. Es gab sogar die Möglichkeit zum Unterzahl Konter. Die Zuschauer peitschten ihre Akteure nach vorne, die nun wieder in Überzahl agieren durften: 

langsam musste es mal klappen mit einem Erfolgserlebnis, zumal in der zeitgleichen Blitztabelle der Penny DEL die Franken auf Rang 8 abrutschten. Jedes Tor wäre nun Gold wert, aber das Forechecking der Eisbären war bemerkenswert.

 

Dann jubelte Nürnberg kurz, aber die Schiedsrichter pfiffen die Aktion korrekterweise ab, weil Friedrich den Goalie behindert hatte. Dafür kassierte dieser nun die Strafzeit und Berlin hatte nun die Chance auf einen zweiten Treffer. Parlett hätte den Shorthander eintüten können, aber Ancicka hielt seinen Kasten weiterhin sauber. Bessere Gelegenheiten würde wohl Nürnberg nicht mehr bekommen, nur musste das Team um Coach Rowe diese mal nutzen.

Und diese Megachance bot sich dann als Ancicka einen ungewohnten Fehlpass fabrizierte und das Gehäuse leer war für den Nürnberger Spieler, der jedoch nur das Außennetz touchierte. Berlins Goalie erwies sich immer mehr als der Turm in der Schlacht, an dem scheinbar alles abprallte.

 

Sodergrad versuchte dann mal die Scheibe artistisch aus der Luft ins Tor zu befördern und kurz danach war der Pfosten die Rettung für Treutle. Es ging nun munter rauf und runter und endlich lag das Spielgerät zum ersten Mal hinter Ancicka im Berliner Tor. Jubelnder Torschütze war Sheehy in der 58. Spielminute, doch der Treffer wurde noch per Video analysiert, am Ende aber für gut befunden. Das war Balsam auf der Nürnberger Seele, denn diesen Ausgleich hatten sie sich redlich verdient. Nun wollte Nürnberg mehr und Brown scheiterte ein wiederholtes Mal am bärenstarken Ancicka.

 

Alles half nichts, denn unfassbare 28 Sekunden vor der Schlusssirene schockte Jensens Treffer ganz Nürnberg, das sich wohl schon auf die Overtime eingestellt hatte. Der Verteidiger Jensen fälschte dabei ganz unorthodox mit dem Rücken zum Tor den Puck ab. Dieser späte Treffer traf die Ice Tigers ins Mark, denn nun standen sie mit leeren Händen da.

 

Letztlich unterlagen die Ice Tigers, die ein sehr gutes Spiel zeigten, denkbar unglücklich den Eisbären Berlin, die mit diesem Last Second Goal die nächsten drei Punkte einfuhren. 

 

Schmölz: „Es ist abartig bitter, es ist so bitter am Ende. Wir haben 60 Minuten super gespielt und waren bei 5 gegen 5 die bessere Mannschaft, haben aber zu viele Strafen gezogen.”

 

Wissmann: „Wir sind sehr froh über die 3 Punkte, es war ein harter Kampf gegen starke Nürnberger.  Wir hatten nicht den besten Tag spielerisch, haben aber alles gegeben und gut dagegengehalten. Jensen war in Stürmermanier am Ende. Jeder Sieg ist wichtig, wir wollen uns gut auf die Playoffs vorbereiten und diese Spiele gut annehmen.“

 

51. Spieltag, 25.03.2022

Nürnberg Ice Tigers– Eisbären Berlin 1:2 (0:0|0:1|1:1)

 

Tore:

0:1 |38| Boychuk (Veilleux) PP1

1:1 |58| Sheehy (MacLeod, Schmölz)

1:2 |60| Jensen (Vielleux)

 

1. Drittel Statistik:    9:5 Schüsse, 6:10 gewonnene Bullys, Strafminuten: 0:4

2. Drittel Statistik:     8:15 Schüsse, 9:11 gewonnene Bullys, Strafminuten: 8:2

3. Drittel Statistik:     11:10 Schüsse, 14:7 gewonnene Bullys, Strafminuten: 2:4

 

Haupt-Schiedsrichter:   Hoppe (GER) / Rantala (FIN)

 

Zuschauer: 3.899

 

Aufstellung:

 

Nürnberg: Treutle; Parlett, Bodnarchuk, Brown, Fleischer, Fox, Weber, Welsh, Schmölz, MacLeod, Sheehy, Pilu, Mebus, Friedrich, Jahnke, Lobach, Bender, Kislinger, Ustorf, Ribarik.

 

Berlin: Ancicka; Jensen, Wissmann, Bokk, Boychuk, Noebels, Ellis, Müller, Fiore, Byron, White, Depres, Mik, Sodergran, Zengerle, Veilleux, Baßler, Wiederer, Streu.

 

 


 

Aktuelle Tabelle 

 

 


 



Deutsche Eishockey Liga (PENNY-DEL)

Die Deutsche Eishockey Liga (PENNY-DEL) ist die höchste deutsche Eishockey-Spielklasse und wurde im Jahr 1994 gegründet. Am Spielbetrieb nehmen 15 Proficlubs (Kapitalgesellschaften) teil und der aktuelle DEL-Rekordmeister sind die Eisbären Berlin mit 8 Meisterschaften.

 

Mehr Informationen über die Deutsche Eishockey Liga erhalten Sie unter www.eishockey-statistiken.de 

 

 



 

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