Die Eishockey-Weltmeisterschaft in Russland im kommenden Jahr wird nicht leicht für das DEB-Team. Es geht unter anderem gegen den amtierenden Champion Kanada, der sich im Mai in Tschechien den Titel geschnappt hat.
Die DEB-Verantwortlichen haben nach der enttäuschenden letzten Weltmeisterschaft eine Veränderung vorgenommen: Neuer Nationaltrainer ist Marco Sturm, der bis vor kurzem noch selbst gespielt hat.

(Foto Stefan Diepold / eishockey-online.com)
Bundestrainer und General Manager – das ist die offizielle Job-Bezeichnung für Marco Sturm. Der Dingolfinger wurde vom Deutschen Eishockey-Bund (DEB) als neuer Bundestrainer eingesetzt, nachdem man sich vom glücklosen Kanadier Pat Cortina getrennt hatte. Unter Cortinas Regie wurde unter anderem die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Sotschi verpasst, bei drei Weltmeisterschaften konnte er seine Mannschaft nicht einmal ins Viertelfinale führen. Vor der letzten WM in diesem Jahr in Tschechien hatte er allerdings auch mit einigen Absagen von Topleuten aus der NHL und der DEL zu kämpfen gehabt.
Auch im Hinblick auf die Heim-WM 2017 soll nun unter Marco Sturm ein Neuanfang geschaffen werden. Die WM im kommenden Jahr in Russland soll nur eine Zwischenstation sein, mittelfristig ist die Qualifikation für Olympia 2018 das große Ziel. Der Schritt, Sturm das Vertrauen zu geben, ist dabei mit Sicherheit ein Mutiger: Der langjährige NHL-Spieler, der im Laufe seiner Karriere insgesamt mehr als 1000 Einsätze in der besten Eishockey-Liga der Welt sammelte, ist ein Neuling auf der Trainerbank. Seine Karriere als Spieler hat er erst Anfang des letzten Jahres beendet. Die Verantwortlichen erhoffen sich von ihm, dem Team einen „emotionalen Impuls“ zu geben, wie DEB-Präsident Franz Reindl erklärte. Zudem erhofft man sich vom 37-jährigen Bayer, dass er „Nähe zu den Spielern“ mitbringt und zudem die Erfahrungen seiner erfolgreichen Karriere gewinnbringend einsetzen kann, erklärte Reindl gegenüber Sport1. „Das reine technische an der Bande und das Know-how“ habe der Dingolfinger ohnehin im Blut.
Marco Sturms Karriere
- 54 Länderspiele (14 Tore)
- 1006 NHL-Spiele (251 Tore)
- 68 (9) davon in den Playoffs
- Teams u.a.: San Jose Sharks, Boston Bruins, Vancouver Canucks
- 138 DEL-Spiele (53 Tore)
- 11 (3) davon in den Playoffs
- Teams: EV Landshut, ERC Ingolstadt, Kölner Haie
WM in Russland: DEB Team trifft auf Titelverteidiger Kanada
Sturm hat einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben, der sich bei der Qualifikation für Olympia 2018 automatisch um ein weiteres Jahr verlängert. Der 54-malige Nationalspieler sagte: „Als ich noch Nationalmannschaft gespielt habe, hat das Gefühl einer Einheit gefehlt. Ich will wieder reinbringen, dass die Jungs Lust und Spaß haben.“ Allein damit wird dem Team mit dem Adler auf der Brust allerdings kaum geholfen sein. Bei der WM in Russland, die vom 6. Bis 22. Mai 2016 stattfindet, bekommt das deutsche Team es in der Gruppe A mit Weltmeister Kanada, Finnland, dem WM-Dritten USA, sowie der Slowakei, Weißrussland, Frankreich und Top-Divisions-Neuling Ungarn zu tun.
WM 2016 in Russland: Das sind die Favoriten der Buchmacher (Quelle: bet-at-home.com)
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Mannschaft
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Quote (Turniersieg)
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Russland
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2,80
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Kanada
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3,00
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Schweden
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6,00
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Finnland
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9,25
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Tschechien
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9,50
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USA
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16,75
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(…)
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(…)
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Deutschland
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195,00
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Frankreich und Kanada hatte man auch beim Turnier in Tschechien vor der Brust. Die Franzosen wurden mit 2:1 geschlagen, gegen den späteren Turniersieger Kanada verlor man. Mit Platz fünf verpassten die DEB-Jungs das Viertelfinale nur knapp. Mit den USA, Finnland und Kanada bekommt man es in Russland nun mit drei der Top-Favoriten auf den Titel zu tun und muss sich vermutlich vorrangig um den vierten Platz bewerben, der gerade noch so zur Teilnahme am Viertelfinale berechtigt. Die Gruppenspiele der Gruppe A finden allesamt in St. Petersburg statt, die Gruppe B, in der unter anderem Gastgeber Russland spielt, trägt ihre Matches in der Hauptstadt Moskau aus. Wer trotz der schlechten Chancen dennoch auf die deutsche Mannschaft setzen will (Quote:1:195), kann das zum Beispiel beim Anbieter bet-at-home tun, der dank seiner Börsennotierung als durchaus seriös eingestuft werden kann.
Um die Mannschaft konkurrenzfähig zu bekommen, hat der Ex-NHL-Star Sturm jetzt die Deutsche Eishockey-Liga dazu aufgefordert, ihm behilflich zu sein. Man sei in einer „kritischen Situation“, sagte der Neu-Bundestrainer. Er wünscht sich mehr Einsätze für seine Schützlinge: In der deutschen Eliteliga dürfen aufgrund einer Quote maximal elf Ausländer im Kader der Teams sein, davon dürfen neun pro Spiel eingesetzt werden. Für Sturm ist das aber immer noch zu viel, „ich würde mir wünschen, um ein oder zwei runterzugehen“, sagte der Ex-Profi.
Die WM als Zwischenetappe auf dem Weg nach Olympia
Um sein Team zu den Spielen nach Pjöngjang zu führen, muss Sturm die WM 2016 fast schon als Vorbereitungsturnier ansehen: Aufgrund der Weltranglistenplatzierung außerhalb der Top-Acht, die automatisch bei Olympia dabei sind, muss sich das deutsche Team seinen Startplatz über ein Qualifikationsturnier sichern, welches im September 2016 in Riga (Lettland) stattfindet. Neben den Gastgebern muss sich die Sturm-Truppe unter anderem gegen Österreich durchsetzen, denen man schon bei der Qualifikation für Sotschi den Vortritt lassen musste. Richtig angreifen will das DEB-Team dann spätestens bei der WM 2017, die in Deutschland ausgetragen wird.
Die erste Feuertaufe für den neuen Bundestrainer findet derweil schon vom 6. bis 8. November dieses Jahres statt, wenn es beim Deutschland-Cup mit den USA, der Slowakei und der Schweiz gleich gegen namhafte Gegner geht. Spielort ist dabei zum ersten Mal Augsburg: Im Curt-Frenzel-Stadion werden sich dann alle Augen auf Marco Sturm richten, in der Hoffnung, dass er für das deutsche Eishockey die Symbolfigur für den Weg aus der Krise sein kann.