(Eishockey) (Mathias Funk) Schneller, härter und torreicher! So soll das europäische Eishockey der Zukunft sein. Umsetzen möchte dies der Weltverband IIHF im Zuge einer Verkleinerung der Eisfläche. Aktuell spielen die europäischen Ligen auf 60x30 Meter. Beim großen Vorbild, der National Hockey League, werden die Spiele teils auf Größen wie 56x26 Meter ausgetragen. Ein Unterschied, welcher nicht nur auf dem Eis und für die Spieler spürbar ist bzw. sein wird.
(Foto Marija Diepold)
Beim IIHF Kongress in Rom wurden bereits entsprechende Richtlinien auf den Weg gebracht. DEL Spielbetriebsleiter Jörg Ahmeln zeigte sich davon jedoch nur wenig begeistert und nannte als Grund dafür die Stadien, welche dies nicht umsetzen könnten: "Es gibt in Deutschland nicht viele Stadien, die diese Norm umsetzen könnten".
Gemeint sind darunter die Klubs, welche keine Multifunktionsarena besitzen oder mieten. Darunter fallen Klubs wie die Straubing Tigers oder die Fischtown Pinguins. Auch für die Klubs aus der DEL 2 würde dies in der Folge Kosten bedeuten, welche vereinzelt nicht zu stemmen sein dürften. Ebenso hielt sich in anderen Ligen die Freude eher bedeckt. Während Skandinavien abwinkte, könnte man dieses Projekt auch in der Erste Bank Eishockey Liga (EBEL) nur schwer umsetzen. Dort verfügt kaum ein Klub über eine Multifunktionsarena.
Internationale Turniere dienen als Prototypen
"Der Trend geht eindeutig in die Richtung, dass die Spielfeldgröße in Europa auf 60 mal 26 Meter angepasst werden soll", fügte Jörg Ahmeln hinzu. DEL - Geschäftsführer Gernot Tripcke führte fort, dass man sicherlich keinen DEL Klub dazu zwingen werde, zu verkleinern Bei den Weltmeisterschaften 2022 in Finnland und 2023 in Russland sowie 2024 in Tschechien wird dieses Projekt erstmals getestet. Auch die Olympischen Spiele in Peking 2022 werden davon betroffen sein. Eine flächendeckende Umstellung, so Tripcke, würde jedoch mehr als 10 Jahre dauern.
Neben den Geschäftsführern der DEL äußerte sich auch DEL 2 Geschäftsführer Rene Rudorisch, welcher im Falle einer Veränderung wohl deutschlandweit die größten Probleme hätte, kritisch: "Ich halte die getroffene Entscheidung, unabhängig von internationalen Turniervorgaben, für den Ligaspielbetrieb der europäischen Nationen und damit auch der DEL2, für äußerst schwierig.
Ich halte es für unmöglich, die Eishockeystandorte in Deutschland flächendeckend in Bezug auf Umbaukosten für die Betreiber, welche ohnehin meist die Kommunen sind und die damit verbundenen Veränderungen in den Eis-Arenen, unter anderem bezüglich der Sichtlinien, zu zwingen die Flächen zu verkleinern.". Auch für den Sachsen scheint neben dem sportlichen auch und v.A das finanzielle Kleingeld zu fehlen: "Die Kosten dafür gehen in die Millionen. Zudem wird es auf Grund einer möglichen Übergangszeit zu jahrelangen unterschiedlich zu bespielenden Spielflächen im Ligaalltag geben.".
Wer möchte das denn finanzieren?
In Österreich sieht man das Vorhaben ebenfalls skeptisch. KAC Ikone Dieter Kalt, welcher aktuell mit seinem Podcast "74 wants more" unterwegs ist, kann die Diskussion derzeit nicht ganz nachvollziehen: "Ich glaube nicht an das Argument, die Partien damit torreicher zu machen. In Amerika hat man die Angriffszone vergrößert, um die Zeit im Angriff zu erhöhen. Somit glaube ich, ist die Erklärung der IIHF nicht ganz Stichfest.
Für die Spieler ist es natürlich eine enorme Veränderung. Das Spiel wird mehr zur Kopfsache werden und auch der Körperkontakt wird erheblich zunehmen". Neben dem sportlichen Aspekt nannte der 45- Jährige ehemalige Stürmer auch den Kostenfaktor: "Ich kann mir das nur schwer vorstellen. Die meisten Ligen werden dagegen sein. Die Schweden, die Finnen und besonders die Klubs, welche keine eigene Hallen besitzen sondern diese nur mieten. Wer möchte einen möglichen Umbau denn finanzieren? Ich glaube nicht, dass man das einfach so durchdrücken kann.".
Der Eishockeysport in Europa ist attraktiv wie er ist!
Abschließend hielt DEL 2 Boss Rudorisch fest: "Der Eishockeysport in Europa ist attraktiv wie er ist! Die Kosten und erforderlichen Maßnahmen der Verkleinerung der Flächen um 4 Meter steht in keinerlei Verhältnis zur damit erhofften Verbesserung unseres Sports!". Man darf gespannt sein, wie sich diese Thematik in den kommenden Wochen und Monaten entwickeln wird und wann bzw. ob sich erste Vereine in Deutschland und Österreich dagegen aussprechen.