(Landshut) Diese „Matchpuck-Spiele“ scheinen dem Brockmann-Team wirklich zu liegen. Ohne den Anflug von Nervosität oder wackligen Knien stemmte sich der EVL mit dem Rücken zur Wand gegen die Fischtowner und meisterte diese Herausforderung mit Bravour. Dabei half natürlich auch die Tatsache, dass die Hausherren den Zug frühzeitig auf das richtige Gleis stellten.

 

Hatte Josh Godfrey im ersten Landshuter Überzahlspiel mit einem Hammer von der blauen Linie noch Pech im Abschluss, lachte dagegen kurz darauf für Martin Davidek das Glück. Der Angreifer schlenzte aus halbrechter Position über die Fanghand des verdutzen REV-Schlussmanns Jonas Langmann und schwupps führte der EVL bereits nach 185 Sekunden mit 1:0. Die Abtastphase war damit frühzeitig Geschichte, Bremerhaven war um eine schnelle Antwort bemüht, doch die kompakt und diszipliniert auftretenden Landshuter verwickelten die Nordlichter immer wieder in knackige Zweikämpfe an der Bande und ließ fast keine echte Torchance der Gäste zu. Dafür klingelte es erneut auf der anderen Seite: Als der EVL nach einer unnötigen Strafzeit von Ryan Martinelli ein Vier gegen Drei-Powerplay aufzog, wilderte Lukas Vantuch vor Jonas Langmann und spekulierte richtig.

 

Den Abpraller nach einem Schuss Godfrey von wuchtete der Tscheche in die Maschen – 2:0 (19.)  Den Rückenwind der Führung aus den ersten 20 Minuten nahmen die Hausherren vor 2391 Zuschauern auch mit in den Mittelabschnitt und waren drauf und dran noch ein drittes Tor nachzulegen, doch Cody Thornton scheiterte im Powerplay um Haaresbreite. Längst hatte sich der „Nord-Süd-Kracher“, wie schon so häufig in dieser Serie, zu einem beinharten und enorm hitzigen Duell auf Playoff-Temperatur entwickelt. Das Resultat war nicht nur die eine oder andere Boxeinlage, sondern auch eine handvoll Strafzeiten. Teilweise befanden sich auf den Strafbänken der beiden Mannschaften mehr Spieler als noch auf dem Eis waren. Bremerhaven schwächte sich gleich zweimal entscheidend durch überflüssige Strafzeiten. Erst leistete sich Brendan Cook ein Foul während einer Fünf gegen Drei-Überzahl, ehe kurz vor Ende des Drittels auch noch Jan Kopecky die Nerven verlor. Nach einem Check gegen Kopf und Nacken durfte der Pinguin zum zweiten Mal in dieser Serie mit einer Spieldauerstrafe zum Duschen.



Torchancen gab es in einem jetzt total zerfahrenen Match im zweiten Abschnitt nur noch wenige, weil beide Mannschaften mit großem Einsatz verteidigten und darüber hinaus über zwei exzellente Torhüter verfügten. Speziell Brian „The Wall“ Stewart klärte gleich dreimal mit blendenden Reflexen.



Nur 80 Sekunden nach Beginn des Mitteldrittels  durften die EVL-Fans aber wieder jubeln – und zwra gleich doppelt! Während der fünfminütigen Strafzeit gegen Kopecky leistete sich Andrej Teljukin noch einen Stockschlag und da ließ sich Josh Godfrey natürlich nicht zweimal bitten: Mit einem humorlosen Schlagschuss überwand er Jonas Langmann, der erneut nicht die glücklichste Figur machte. Doch das war noch nicht alles: 26 Sekunden vor Ablauf der großen Strafe besorgte Cody Thornton mit einem überlegten Schuss unter die Latte das 4:0 und damit auch bereits die Vorentscheidung. Der EVL beschränkte sich jetzt darauf, den Sieg über die Zeit zu bringen und wurde bereits zehn Minuten vor dem Ende von den knapp 2400 Eishockey-Fans mit „Standing Ov ations“ und Sprechchören gefeiert.

 



 

Einziger Wehrmutstropen an einem ansonsten perfekten Eishockey-Abend: Sieben Sekunden vor der Schlusssirene machte Ryan Martinelli den Shutout von Brian Stewart zunichte. Die Meinung der Fans war jedenfalls einhellig als die ganze Halle sang „Und am Freitag schmeißen wir Euch raus“.  Um 20 Uhr findet dann das entscheidende siebte Spiel dieser prickelnden Halbfinal-Serie in Bremerhaven statt. „Wir wollten das siebte Spiel und wir haben es erreicht. Ich kann der Mannschaft nur ein Kompliment machen, denn wir haben über 60 Minuten hervorragend gespielt“, freute sich auch EVL-Trainer über einen hochverdienten Sieg.

 



Gegen wen der EVL oder Bremerhaven im Finale spielen würde, steht bereits fest. Die Bietigheim Steelers holten beim 2:0 gegen Rosenheim den vierten Sieg im Halbfinale und gewannen die Serie damit 4:2.



Tore: 1:0 (4.) Davidek (Vanrtuch/Loibl), 2:0 (19.) Vantuch (Godfrey/Morris) (Überzahl), 3:0 (42.) Godfrey (Armstrong/Morris) (Überzahl), 4:0 (44.) Thornton (Morris/Geipel) (Überzahl), 4:1 (60.) Martinelli (Teljukin) (Überzahl).

 

EVL Landshut Eishockey: Stewart, Daschner, Geipel, Wagner, Smazal, Godfrey, Kronthaler; Abstreiter, Trew, Thornton, Loibl, Vantuch, Davidek, Armstrong, Brandl, Morris, Schmidpeter, Ostwald, Forster.



Strafminuten: Landshut: 20 + 10 Schmidpeter (übertriebene Härte), Bremerhaven: 31 + Spieldauer Kopecky (Check gegen Kopf und Nacken) + 10 Verelst (übertriebene Härte).



Schiedsrichter: Richard Schütz, Ramin Yazdi



Zuschauer: 2391